The Doors of Perception: Harte Riffs und sanfte Geigen

Die Cover-Band würzte den klassischen „Doors“-Sound mit Orchesterklängen — Experiment geglückt.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. The Doors - in unregelmäßigen Abständen legt man sich immer noch alte Scheiben der legendären US-amerikanischen Kultband aus den 1960er Jahren auf und schwelgt in alten Zeiten. Original ist eben Original. Keine Coverband kommt da heran. Keine? Nicht ganz. Es gibt nämlich vier in Berlin sesshafte Musiker, die sich „The Doors Of Perception“ nennen. Sie hat den Ruf als die Doors-Tributeband schlechthin.

Also nichts wie hin in die Stadthalle, um sich selbst ein Bild davon zu machen. Fast ausverkauft war der Große Saal. Ist doch klar. Denn die Doors-Gemeinde ist nach wie vor riesig. Und außerdem gab es noch eine Europapremiere zu feiern: Denn erstmalig wurde die legendäre Musik hier auf dem Kontinent mit Orchesterklängen präsentiert. Zuständig dafür war das Orchester der Wuppertaler Musikhochschule. Wie, Studenten zeichneten für solch ein Event verant-wortlich? Warum nicht? Zumal Brent Havens aus den USA über den Großen Teich kam. Er ist ein ausgewiesener Doors-Spezialist, der selbst erstellte erstklassige Arrangements mit im Gepäck und sie mit den künftigen Profimusikern gewissenhaft einstudiert hatte.

Auch Uschi Nerke war mit dabei, die einst populäre Moderatorin aus der Doors-Zeit, als sie im Fernsehen beim „Beat Club“ und „Musikladen“ durch das Programm führte. Sie beschränkte sich auf kurze Anmoderationen am Anfang, nach der Pause und am Schluss. Viel gab es nämlich nicht zu sagen. Die Musik sprach für sich. Gleich zu Beginn, beim „Touch Me“, war man baff. Schloss man nämlich die Augen und hörte dem Gesang von Marko Scholz zu, war man sich sicher: Jim Morrison ist aus dem Totenreich zurück.

Das war aber keine Stimmenimitation. Scholz wurde sie genau so mit in die Wiege gelegt. Wow! Weiter ging es mit großem Wiedererkennungswert: „The Crystal Ship“, „Twentieth Century Fox“ oder „Love Me Two Times“. Es stimmte alles. Robert Cummings trommelte perfekt. Dirk Bewig sorgte für tolle Orgelsounds, die manchmal nur ein wenig zu leise ausgesteuert waren. Klasse war auch das Gitarrenspiel von Julian Hubert.

Und das Orchester unter der umsichtigen Leitung von Havens spielte auf den Punkt genau. Die Studenten hatten sicht- und hörbar großen Spaß, einmal jenseits von Beethoven & Co ab zu bluesen und ab zu rocken.

Mit dem Evergreen „Break On Through To The Other Side“ kam schließlich am Schluss des ersten Sets aufgeheizte Stimmung auf. Eine Kleinigkeit fehlte nämlich bisher: der „Schmutz“ in der Musik. Vielleicht lag es daran, dass Orchester und Band sehr konzentriert aufeinander achteten, um nur ja synchron zu sein.

Nach der Pause ging es jedoch viel unverkrampfter zur Sache. „Waiting“, „Peace Frog“, Blue Sunday“ wie „Love Street“ kamen wesentlich lockerer von der Bühne. Und dann der Hit „Riders On The Storm“: Bewig achtete auf nichts anderes mehr als auf sein ausgiebiges Orgelsolo, das er mit ordentlich gemeinen Riffs spickte. Hubert setzte bei „Light My Fire“ sogar noch eins drauf. Brav fing er sein Solo an. Doch das war nur ein kurzes Intro für überaus ekstatische und dreckige Licks, die Jubelstürme auslösten. Und nach „You Make Me Real“ sollte auf einmal Schluss sein? Ausnahmslos alle hatten eine Menge dagegen. Standing Ovations, Grölen, Pfeifkonzerte wollten kein Ende nehmen. „Roadhouse Blues“ war endlich dran, auf den viele den ganzen Abend gewartet hatten. Der Saal tobte, Jung und Alt rockten so richtig ab. Sogar die hinteren Orchesterreihen, die nichts zu tun hatten, klatschten begeistert mit. Unaufhörlich waren die Rufe nach weiteren Zugaben. Doch das Studentenorchester hatte wohl keine weiteren Hits mehr in petto. Dennoch: Es gab wohl keinen, der nicht selig nach diesem Top-Act, der wie im Fluge verging, von dannen zog.