TiC-Theater: Fotomodel rächt sich am Biedermann
Ralf Budde inszeniert „Die Eule und das Kätzchen“. Zwei Nachbarn liefert sich im TiC-Theater einen schrillen Schlagabtausch.
Wuppertal. Auf den Hund gekommen ist Doris. Aber das zumindest exzentrisch. So lässt sich die Komödie "Die Eule und das Kätzchen" in der Inszenierung von Ralf Budde am TiC-Theater beschreiben.
Eingerahmt in eine Art Katz-und-Maus-Spiel wird die bizarre Lebensgeschichte der lebenslustigen Prostituierten (Mirca Szigat) und des verklemmten Pseudo-Intellektuellen Felix (Thorsten Hamer) als Parabel auf den unaufhörlichen Selbstbetrug von Menschen bei gleichzeitiger Begeisterung für Lebensfluchten in Form schöner Phantasien erzählt.
"Sie haben das Gesetz gebrochen", rechtfertigt sich Spießer Felix dafür, Doris beim Vermieter denunziert zu haben, der sie deshalb prompt aus ihrer Wohnung geschmissen hat. Doris rächt sich, indem sie mit ihren Habseligkeiten bei dem Bücherwurm mit voyeuristischen Ambitionen einzieht.
"Ich bin der größte Trottel. Ich lasse mich in meiner eigenen Wohnung von einem Flittchen herumkommandieren", schnauft Felix später - da ist aber bereits alles zu spät. Denn die naiv-tumbe Frau, die von sich behauptet, Fotomodel zu sein, und mit überaus gewagten Textilien (Kostüme: Hanna Eckhardt) den biederen Strickpulliträger um dessen Sinne bringt, hat längst einen Platz im Herzen des selbst ernannten Schriftstellers erobert. Und sie ist begeistert: "Sie sind genau mein Typ - mit Grütze unterm Pony."
Lasziv räkelt sie sich auf dem Sofa (Bühne: Iljas Enkaschew) vor den farbenfrohen Tapeten im 60er-Jahre-Stil. Da kann Brillenträger Felix nur noch schwer schlucken und wirres Zeug stammeln. Vor allem nachts scheinen beide sich bestens zu verstehen. Tagsüber hapert’s. Auch deshalb, weil Felix sich vorgenommen hat, für Doris’ Fortbildung zu sorgen.
Der verbale Schlagabtausch zwischen den beiden ist oft komisch und lebt von spaßigen Sotissen. Wenn aber die beiden beherzt aufspielenden Darsteller nur noch in einer Tonlage kreischen (Mirca Szigat) oder den schnaufenden Biedermann (Thorsten Hamer) geben, so sorgt das weniger für eine Steigerung der Energiekurve, sondern ist schlicht enervierend.
Zwar spielen sich die beiden textsicher durch das einstmals von Wilton Manhoff ersonnene Stück, das großartig mit Barbara Streisand und George Segal verfilmt wurde. Aber stellenweise bleibt das Spiel eindimensional, und einige Szenen der schrillen Geschichte könnten ruhig weniger brav dargestellt werden.
Doch auch wenn es einige Längen gab, applaudierte das Premierenpublikum am Ende lautstark und honorierte damit die Leistung des Duos in dieser Komödie mit Tiefgang.
Regie: 3 von 5 möglichen Punkten
Bühne: 3 von 5 möglichen Punkten
Ensemble: 3 von 5 möglichen Punkten