TiC-Theater: Späte Liebeserklärung an kleine Helden
Neue Produktion: Meike Niemeyer stellt ihre erste Inszenierung im TiC-Theater vor.
Cronenberg. "Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal Kindertheater machen möchte." So ändern sich die Zeiten. Denn erstens kommt es meistens anders als gedacht. Und zweitens ließ sich Meike Niemeyer gerne eines Besseren belehren.
Inzwischen ist die junge Regisseurin fast schon eine "alte Häsin", wenn es darum geht, kleine Zuhörer zu verzaubern - und findet auch noch großen Spaß daran. Den sollen nun auch die Gäste im TiC-Theater haben, denn Niemeyer bringt das berühmteste Kindermädchen nach Cronenberg: "Mary Poppins" ist die erste Inszenierung der 29-Jährigen in Wuppertal.
Bevor sie im Mai 2011 Peter Pan, den Jungen, der nicht erwachsen werden möchte, auf der Freilichtbühne in Tecklenburg in Szene setzt, sorgt sie dafür, dass Mary Poppins ihren Frohsinn an der Borner Straße versprüht. Dass damit ein lang gehegter Mädchentraum wahr wird, kann man nicht gerade behaupten.
Auch wenn sich die Frage natürlich aufdrängt: Sind Peter und Mary die Helden ihrer Kindheit? "Nein", sagt Niemeyer und lacht. "Ich habe beide Figuren als Kind gar nicht gekannt." Umso mehr liebt sie heute die Geschichten, die die Phantasie beflügeln. Eine Leidenschaft, die sie mit Sabine Henke teilt. Auch die Hauptdarstellerin, die Mary Poppins spielt, kannte die Details des berühmten Kindermärchens vorher nicht.
Da passte es bestens, dass es den Film von 1964 mit Julie Andrews gibt und die beiden Frauen damit nicht nur das Versäumte gemeinsam nachholen, sondern auch lebhaft darüber diskutieren konnten. Die wichtigste Erkenntnis ist diese: "Film und Roman sind sehr unterschiedlich." Inwiefern? "In der Romanvorlage ist Mary Poppins viel strenger und unnahbarer."
In Wuppertal hingegen soll sie nicht so verschlossen sein. Nicht nur deshalb hat sich Niemeyer vom Film inspirieren lassen. "Man muss ja wissen, mit welchen Vorstellungen die Zuschauer ins Theater kommen. Gleichzeitig muss man sich aber vom Film auch frei machen."
Das soll vor allem mit Musik gelingen, denn die gibt es nur an der Borner Straße. Stefan Hüfner hat sie eigens komponiert. Vom künstlerischen Leiter des TiC-Theaters kam auch das Angebot, die kunterbunte Poppins-Welt in Cronenberg zu entwerfen. "Vor zwei Jahren haben wir in Gießen zusammen ,An der Arche um Acht’ inszeniert", sagt Niemeyer. "Das war eine sehr angenehme Zusammenarbeit." Und schon wieder ein Kinderstück.
Was fasziniert sie denn nun am Theater für kleine Kritiker? "Kinder reagieren sofort", erklärt die Regisseurin. "Sie zeigen es direkt, wenn sie etwas toll - oder auch blöd finden."
Ob ihre Zuschauer die kleinen Daumen am Ende nach oben oder nach unten halten, wird sie am 28. November sehen. Wobei schon jetzt feststeht, dass es eine Festwoche werden dürfte: Vier Tage nach der Premiere feiert Niemeyer ihren 30. Geburtstag.