Verleger reißen sich um Angelika Pauly
Die Wuppertaler Autorin schreibt sich die Finger wund. Ihre Spezialität sind Erzählungen. Sie sagt: „Die Figuren kommen einfach zu mir“
Wuppertal. Nein, fleißig sei sie nicht, wehrt Angelika Pauly ab. "Die Figuren kommen einfach zu mir und dann schreibe ich ihre Geschichte auf." Herr I. beispielsweise, Henry oder Julius, der Physiker. Eine oder eineinhalb Stunden sitzt die Wuppertaler Autorin an ihrem Laptop, dann ist eine Geschichte fertig "und dann bleibt das auch so". Geändert werde höchstens noch einmal das eine oder andere Komma.
Die Verleger jedoch reißen sich um diese lebendigen, kleinen Erzählungen. "Die fragen mich schon immer, wann ich wieder ein Buch fertig habe." Deshalb erscheinen dann mitunter auch zwei Bücher auf einmal: "Paulys Stadtgespräche" im Verlag Pia Bächtold und "Henry, der sanfte Irre" im Hierreth Verlag. Zusätzlich gibt es "Herr I." und das Kinderbuch "Emilia" jetzt in einer gebundenen Hardcover-Neuauflage, ebenfalls bei Pia Bächtold.
Eine halbe Regalbreite nehmen ihre eigenen Bücher in ihrem Häuschen am Ostersbaum ein, dazu kommen rund 150 Veröffentlichungen in Anthologien.
"Dabei will ich das eigentlich gar nicht veröffentlichen", sagt sie. "Ich schreibe das meiste für mich. Da ist vieles so absurd - das kann ich keinem zeigen." Und dann rückt sie ihre Geschichten auf Nachfrage der Verleger schließlich doch heraus und überlegt, welche davon zusammenpassen könnten zu einem Buch. So begegnen dem Leser immer wieder die gleichen Figuren.
Schriftstellerin Angelika Pauly, die Mathematik studiert hat
In "Stadtgespräche" etwa forscht in etlichen Erzählungen der leicht verrückte Physiker Julius nach pulverisierter Zeit, Flächengravitation oder einem Zeitbeschleuniger. Und er bringt mit seiner neuen Erfindung das Leben von Herrn I. durcheinander. Andererseits schlurft "der Alte" durch die Stadt und das Buch, philosophiert, wird als verrückt beiseite geschoben - und doch erweist sich seine Verrücktheit letztlich als tief verankerte Weisheit.
Verrücktheit ist ein zentrales Thema von Pauly - genau genommen die Grenze zwischen "verrückt" und "normal". Ihre normalen Menschen verhalten sich oft etwas verrückt (vielleicht, weil sie von ihrem Platz weggerückt wurden?), und "Henry, der sanfte Irre" im Irrenhaus scheint manchmal normaler als die ihn umgebenden Pfleger. Auch er ist ein Forschertyp wie Julius, beobachtet genau und zieht Schlussfolgerungen, die nicht ins stereotype Weltbild der Ärzte passen.
Mathematik und physikalische Gegebenheiten spielen in den Werken immer wieder eine große Rolle. "Ich habe Zahlen im Kopf und keine Buchstaben", sagt die Schriftstellerin, die auch Mathematik studiert hat und in ihrer Freizeit gerne Sudoku-Rätsel löst. Bis sich dann wieder eine Figur in ihren Kopf schmuggelt und unnachgiebig drängelt, ihre Geschichte aufzuschreiben. Am 19. September liest Pauly um 16 Uhr im Sozialpsychiatrischen Zentrum, Hofaue 49.