Kultur Zeitreise durch wegweisende Songs: Hommage an Bob Dylan

Musiker und Schauspieler Rudi Rhode spielte ein Konzert in der Con Brio-Reihe

Musiker und Schauspieler Rudi Rhode trat in der Konzertreihe Con Brio in der Erlöserkirche auf.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich der Wuppertaler Musiker und Schauspieler Rudi Rhode mit Sängern, die auch explizit eine politische Aussage in ihren Texten transportieren. Nach Rio Reiser gab es nun am Sonntag eine Hommage zum 80. Geburtstag von Bob Dylan. In der Konzertreihe Con Brio trat Rhode in der ausgebuchten Erlöserkirche in Barmen mit einigen seiner langjährigen Weggefährten auf. Mit dabei: Bassist Michael Gustorff und der ebenfalls schon bei vielen Rhode-Projekten für solide Schlagzeugbegleitung zuständige Udo Kehlert. Natürlich war auch der Gastgeber und langjährige Veranstalter der Reihe André Enthöfer mit von der Partie sowie, neu in der Runde, der virtuose Pianist und Keyboarder Wolfgang Voswinkel.

Musikalisch
neues Gewand

Zwölf durchweg relevante und bekannte Songs plus ein aktuelles Liebeslied als Zugabe des Großmeisters hatten sich die Akteure vorgenommen und in musikalisch neuem Gewand präsentiert. Rhode hat dazu die vielschichtigen, poetischen und politischen Texte des Literaturnobelpreisträgers von 2016 nah am Original nachgedichtet ins Deutsche übertragen. Los ging es direkt mit einer fetzigen Rockversion eines der bedeutendsten Songs der Folkszene der frühen 60er: „Blowin‘ in the Wind“. Ein Stück vom legendären Album „The Freewheelin‘“, dessen Vinylcover (mit der Dylan-Freundin Susan Rotolo) Rhode hochhielt und Details zum damaligen Zeitgeist und dem Beginn der ungewöhnlichen Karriere des wichtigsten Songwriters der letzten Jahrzehnte erzählte.

Damit begann eine wunderbare Zeitreise durch wegweisende Songs des eigenwilligen Zeitgenossen, der am 25. Mai 80 Jahre alt wurde. Rhode führte als Entertainer und Biograph faktenreich durch das Leben und Werk von Dylan und lotete gewitzt die Höhen und Tiefen seiner nun schon 60 Jahre andauernden Karriere aus. „Eigentlich wollte Robert Allen Zimmermann Rock’n’Roller werden, nachdem er ein Konzert mit Buddy Holly sah und 1961 in New York ankam“, erzählte Rhode. Dort tauchte er in die Folkszene ein, nannte sich fortan Bob Dylan und konnte ein Jahr später das Freewheelin‘-Album mit eigenen Werken veröffentlichen, von dem die Band gleich vier Stücke vorstellte.

Dabei das explizit politische „Masters Of War“, ein noch immer aktueller, bitterböser Song über Kriegstreiber, den Dylan aus Anlass der Kubakrise schrieb und der von Voswinkel unterlegt mit grollenden Pianopassagen und quäkenden wilden Freekaskaden von Enthöfer eindrucksvoll interpretiert wurde.

Die apokalyptische Ballade „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, flankierte die Band mit swingenden Pianolicks, frenetisch beklatschen Tenorsaxeinlagen und treibendem Bass. Bei „The Times They Are A-Changin‘“, lieferten sich Rhode am Akkordeon und Enthöfer am Tenorsax nach einem rockenden Einstieg ein wildes Duett, angefeuert von Kehlert und dem virtuosen, knackigen Bass von Gustorff. Von „Mr. Tamborine Man“ und den ersten Drogenerfahrungen von Dylan, auf die Rhode gewitzt anspielte und der Hinwendung von Dylan zum elektrifizierten Rock ging es weiter zu „Maggie‘s Farm“. Auch das wegweisende und als wichtigster Rocksong eingestufte „Like A Rolling Stone“ und das in der Phase von Dylans Rückzug entstandene „All Along The Watchtower“, das Dylan-Fan Jimi Hendrix coverte und zu einem Meilenstein der Rockgeschichte machte, führten die fünf in ungewohntem Gewand auf. Rhode und Band tasteten sich in Folkmanier heran und ließen das Stück in eine explosive Rockversion mit tollem Arrangement hinübergleiten. Dass man die Musik von Bob Dylan auch ohne Gitarre interessant interpretieren kann, zeigte das Quintett um Rhode eindrucksvoll. Kurz vor Schluss der All-Time-Klassiker „Knockin‘ on Heaven‘s Door“, um dann das Publikum beseelt in einen angenehmen Sommerabend zu entlassen.