Boxen Box-Methusalem Andreas Sidon plant seinen letzten Kampf in Wuppertal und ist filmreif

Das Leben des vom Schicksal gebeutelten Boxers soll verfilmt werden.

Andreas Sidon im Gym der Red Panthers in Wuppertal in Kampfpose. Im April 2020 wollen die Panthers den Abschiedskampf des 56 Jahre alten, außergewöhnlichen Boxers in der Stadthalle inszenieren.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Mit seinen 1,97 Metern Größe, seiner athletischen Gestalt im eleganten grauen Anzug, dem ergrauten Haar und dem ebenmäßig gebräunten Teint ist Andreas Sidon (56) ein Mann in den besten Jahren, einer der sympathisch und Vertrauen erweckend wirkt. Kaum jemand käme auf die Idee, dass er in dem Hünen einen aktiven Berufsboxer vor sich hat, der sich auf den nächsten und voraussichtlich letzten Kampf vorbereitet. Hier in Wuppertal, im Gym der Red Panthers in der Clausenstraße. „Damit schließt sich für ihn der Kreis, denn er ist in Wuppertal geboren“, so Andreas Kuhlmann aus dem Vorstand des Kampfsportclubs „Red Panthers“.

Waise mit zehn Jahren
und weitere Schicksalsschläge

Andreas Sidon ist auf jeden Fall eine der außergewöhnlichsten Persönlichkeiten im deutschen Boxsport, wo ihm der Verband seinerzeit die Lizenz verweigert hat, so dass er mit einer lettischen Erlaubnis in den Ring steigt. Das Leben des Modell-Athleten gibt Stoff für einen Film, der laut Sidon auch gerade in der Vorbereitung ist. Mit zehn Jahren verlor er seine Eltern verlor, musste später nach einem Verkehrsunfall den Tod seiner Lebensgefährtin betrauern, wurde selbst schwer verletzt, boxte erfolgreich als Amateur, wurde später als Profi Deutscher Meister im Schwergewicht, feierte auch im Thai- und Kickboxen Erfolge und spielte Fußball in der dritthöchsten Klasse.

„Ein sehr bekannter deutscher Schauspieler, dessen Namen ich allerdings noch nicht nennen darf, wird den Andreas Sidon spielen“, verrät der Riese, der glaubhaft versichert, Alkohol und Nikotin zu meiden.

Rechtsstreit mit
dem Boxverband

Als ihm als Deutschen Meister die Lizenz wegen seines Alters und einer Kalkablagerung der Halsschlagader vom deutschen Verband verweigert wurde, zog Sidon vor Gericht, siegte und liegt nun in Verhandlungen über eine Entschädigung wegen entgangener Gagen und Prämien. Sidons Forderungen lagen bei 250 000 Euro, angeboten wurden ihm bescheidene 30 000 Euro.

„Meine Sponsorenverträge waren an den Titel des Deutschen Meisters geknüpft, und den haben sie mir aberkannt“, klagt der Herr, der im für Boxer Methusalem-Alter noch weiter mit wechselnden Erfolgen im Seilgeviert agierte.

Dass er einst ein erfolgreicher Amateurboxer, Hessenmeister und Chemie-Pokalsieger war, wird dabei vergessen. Ebenso, dass er gebürtiger Wuppertaler ist und als Zehnjähriger ins Waisenhaus kam. Was er, der dreifache Vater, nie vergessen hat und sich deshalb auch sozial vor allem für elternlose Kinder engagiert. So wie er eins war, ehe er aus Wuppertal wegziehen musste. Sidons Wurzeln hat Andreas Kuhlmann von den Red Panthers ausgemacht und die Verbindung zu seinen hier lebenden Verwandten hergestellt. Dort wohnt der in Hessen beheimatete Sidon während seiner Vorbereitungen für den letzten Kampf.

Kampf soll im April in der Stadthalle stattfinden

Diesen Kampf planen die Panthers für den 17. April 2020 in der Stadthalle. Warum übt er den vornehmlich in seinem Alter lebensgefährlichen Sport überhaupt noch aus? „Ich will zeigen, dass man bei entsprechender Lebensweise auch im relativ hohen Alter noch sportlich erfolgreich sein und so als Vorbild dienen kann.“ Was ihn auf angenehme Weise von vielen Ex-Profis unterscheidet.