Sportler der Woche Die Familie macht „Krawallo“stark

Die Junioren-Weltmeisterschaft ist für Marco Martini die bisherige Krönung. Das Boxen hat er bei Cousin Werner Kreiskott gelernt.

Foto: Andreas Fischer.

Wuppertal. Rückblende: In der achten Runde stellte sich der Ringrichter vor den total ausgepumpten, schwer angeschlagenen Düsseldorfer Dominik Tietz, kreuzte die Arme über dem Kopf und deutete das Ende des Kampfs an: In der neutralen Ecke riss der nur 1,69 Meter große Wuppertaler Marco Martini jubelnd die Fäuste hoch. Er war gerade Junioren-Weltmeister im Super-Weltergewicht (bis 69 Kilogramm) geworden. Und zwar mit einer Leistung, die die rund 900 Zuschauer vor zwei Wochen im Emka-Sportzentrum in Velbert von den Sitzen gerissen hatte.

Gegen den erheblich größeren Düsseldorfer hatte Martini von der dritten Runde an Tempo gemacht, aus einer sicheren Doppeldeckung abwechselnd zermürbende Schlagserien zum Kopf und Körper abgefeuert und seine Gegner mehrfach zu Boden geschlagen.

Der WM-Titel nach Version des eher kleinen Boxverbandes WBO ist der Höhepunkt in der Karriere des Wuppertalers aus dem Fight-Club in der Friedrich-Ebert-Straße. Gleichzeitig ist er der verdiente Lohn für dessen unermüdlichen Trainingsfleiß. „Ich hatte im Dezember noch einen Kampf bestritten und danach das Training nicht unterbrochen“, erklärt der junge Mann seine Kondition, die ihm ohne weiteres erlaubt hätte, noch ein paar Runden zu boxen.

„Vor den Kämpfen trainiere ich zweimal am Tag, sonst mindestens einmal“, so der Vetter seines großen Vorbildes. Des WBO-Schwergewichtsweltmeisters Werner Kreiskott. „Privat ist er mein Cousin, sportlich mein Trainer und Manager und eine absolute Respektsperson“, stellt Marco Martini fest.

Kreiskott hatte ihn vor knapp zehn Jahren erst zum Kampfsport gebracht. „Erst Kickboxen, aber da habe ich mir den Außenmeniskus gerissen und erfahren, dass meine Knie besonders empfindlich sind. Deshalb habe ich mit dem Boxen angefangen“, erinnert sich der neue Champ und fügt grinsend hinzu: „Ich wog damals 95 Kilo. So konnte ich natürlich nicht in den Ring steigen.“ Vetter Werner verordnete Dauerläufe auf dem Laufband, hartes Training und den Abschied von Curry-Wurst, Pommes rot-weiß und ähnlichen kulinarischen Exzessen. Die Pfunde purzelten, und aus dem Pummel wurde ein drahtiger Super-Weltergewichtler mit geradezu besessenem Trainingseifer.

„Voriges Jahr habe ich zehn Tage Urlaub in Bulgarien am Goldstrand gemacht. Da konnte ich für eine geringe Gebühr in einem Fitness-Studio trainieren. Habe ich natürlich gemacht“, schildert „Krawallo“ (so sein Kampfname) seinen „Badeurlaub“. „Krawallo“, davon ist im persönlichen Gespräch, in dem sich der höfliche Berufskraftfahrer sehr gewählt auszudrücken weiß, nichts zu spüren. „Als Junge habe ich immer viel Blödsinn gemacht, und da haben mein Vater und mein Onkel mich so genannt. Und im Boxen klingt das doch ganz gut, oder?“ „Krawallo“ steht auch auf den T-Shirts und Kapuzenpullis seines stimmgewaltigen Fanclubs, die ihren Marco - egal wie seine Kämpfe ausgehen - frenetisch unterstützen und feiern. Zusammenhalt , den er liebt, ebenso wie die familiäre Atmosphäre im Fight-Club. „Mit Werner, Marcel Gottschalk und Peter Fuhrmann habe ich Super-Trainer, Klasse Trainingsbedingungen und ein tolles Team hier“, schwärmt er, und da ist es auch kein Wunder, dass seine Freundin Kickboxerin ist. Natürlich im Fight-Club.