Dieser Medizincheck ist schon in jungen Jahren wichtig

Viele Kadersportler lassen sich am Sportmedizinischen Institut der Bergischen Uni untersuchen. Kürzlich war dort auch ein junges Quartett des LAZ Wuppertal zu Gast.

Foto: Andreas  Fischer

Wie leistungsfähig sie in ihren Spezialdisziplinen Sprint, Dreisprung und Hochsprung aktuell sind, dürfen die Nachwuchsleichtathleten Sophie Bleibtreu (15), Jana Rokitta und Tom Ediger (beide 17) am Wochenende bei den Deutschen U 20-Hallenmeisterschaften in Halle an der Saale zeigen. Die Bestätigung, dass es aus sportmedizinischer Sicht keine Einschränkungen für sie gibt, holte sich das Top-Trio des Leichtathletik Zentrums (LAZ) Wuppertal in der vergangenen Woche noch bei einem Check im Sportmedizinischen Institut der Bergischen Universität am Haspel. Als Mitglied des NRW-Sprintkaders durfte sich auch der erst 14-jährige Tim Haufe vom LAZ dort unter die Lupe nehmen lassen.

Thomas Ediger, LAZ-Trainer

Der Deutsche Leichtathletikverband und auch der übergeordnete Deutsche Olympische Sportbund schreiben derartige Tests für Kaderathleten vor. Auf Landesebene werden sie für Nachwuchs-Kadersportler vom Landessportbund bezahlt, denn ein Medizincheck dauert nicht nur gut zwei Stunden, sondern kostet auch 300 bis 500 Euro.

„Für mich sind die Ergebnisse unbezahlbar“, sagt LAZ-Trainer Thomas Ediger. Schließlich erhalte er nachher ein umfangreiches Bild seiner Athleten von Blut-, über Kraft- bis hin zu Ausdauerwerten und vor allem natürlich über den Gesundheitszustand, internistisch wie orthopädisch.

Das kann einerseits Hinweise auf Mangelerscheinungen oder organische Schädigungen, aber auch auf mögliche Überbelastungen durchs Training geben. Bei mindestens vier Einheiten pro Woche inklusive Krafttraining und gerade die Gelenke hoch belastenden Sprungdisziplinen kann das leicht vorkommen, wenn man nicht richtig dosiert und auf die Dauer schwerwiegend sein.

„Gerade für den Nachwuchssportler ist eine solche Kontrolle extrem wichtig“, sagt Institutsleiter Professor Thomas Hilberg. Das sei die Phase in der Trainingsumfänge und Intensitäten oft deutlich angehoben würden, was sich im Muskel- und Skelettapparat des Heranwachsenden negativ niederschlagen könne. Dessen Überprüfung ist eine Ebene der Untersuchung. Bei der zweiten geht es um die Überprüfung des Herz-Kreislauf-Systems. Angeborene Veränderungen würden teilweise nur unter Belastung auffallen. Durch die Untersuchung will man etwa die Gefahr des plötzlichen Herztods, der schon bei jungen Menschen auftreten könne, minimieren. Zweites Risiko sei eine Herzmuskelentzündung durch einen Infekt. Bei Menschen über 35 Jahre sei dann die Gefahr durch Gefäßverengungen größer, etwa durch Fettablagerungen in den Blutbahnen.

Damit haben Professor Hilberg und seine Mitarbeiter bei den jungen Athleten allerdings weniger zu tun. Dies betrifft eher die im Institut untersuchten Nichtsportler, Wiedereinsteiger bzw. Breitensportler über 35 Jahre. In Wuppertal, das zu einem von bundesweit 30 vom Deutschen Olympischen Sportbund anerkannten Instituten für den Sportmedizincheck von Leistungssportlern gehört, werden neben hoffnungsvollen Nachwuchsathleten etwa regelmäßig auch Judoka und Badmintonspieler aus dem Bundeskader überprüft.

Thomas Hilberg, Leiter des Sportmedizinischen Instituts

Hinweise auf Überbelastungen und beginnenden Schädigungen sind nicht nur für die Trainingssteuerung, sondern auch für die Verletzungsprophylaxe ganz wichtig. „Jede Verletzung führt schließlich dazu, dass der Sportler nicht trainieren kann, und wirft ihn wieder zurück“, so Hilberg.

Das hat gerade auch Tom Ediger hinter sich, der beim Hochsprungtraining umgeknickt war und deshalb an den Landesmeisterschaften vor zwei Wochen nicht teilnehmen konnte. Inzwischen ist er wieder im Training und zuversichtlich, bei der U 20-DM in Halle am Sonntag an seine gerade erst aufgestellte Bestleistung von 2,01 Meter heranspringen zu können.

Die ausgearbeiteten Auswertungen für seine vier Athleten wird Trainer Thomas Ediger erst in den nächsten Tagen erhalten. Schließlich werden sie vom Sportmedizinischen Institut der Uni umfangreich aufgearbeitet. Beim Abschlussgespräch hätten die Prüfer nach einer ersten Durchsicht der Ergebnisse allerdings keine Einschränkungen für eine weiter erfolgreiche Sportlerlaufbahn gesehen, freute sich Ediger und ergänzte. „Wir haben mit dem Institut hier einen echten Schatz in Wuppertal.“