Eine bewegende Rückkehr
Berlins Dagur Sigurdsson traf viele alte Freunde und reiste in die Vergangenheit.
„Ein schlauer Fuchs begibt sich nicht in die Höhle des Löwen“ hatte ein Sponsor auf die in der Uni-Halle verteilten Klatschpappen gedruckt. Ein frecher Slogan und ein paar schmerzhafte Bisse der Bergischen Löwen mussten die Berliner Füchse am Mittwoch auch einstecken. Am Ende blieb aber festzuhalten, dass der Champions-League-Teilnehmer nie so richtig ins Wackeln geriet und die Partie besser im Griff hatte, als noch vor Wochen der HSV, der sich in Wuppertal gerade so über die Runden retten konnte.
„Wir haben gegen Weltklasseleute verloren, die jede Schwäche gnadenlos ausnutzen“, war das Fazit von BHC-Geschäftsführer Stefan Adam zum Berlin-Spiel. Er war sich sicher: Kein Zuschauer, kein Sponsor und kein Medienvertreter könne nach diesem Spiel unzufrieden sein: „Im Angriff haben wir teilweise fantastischen Handball geboten.“
„Berlin hat nun mal eine Mannschaft, die unglaublich solide spielt und so gut wie überhaupt keine Ausreißer nach unten hat“, hatte BHC-Trainer HaDe Schmitz schon im Vorfeld der Partie großen Respekt gezeigt.
„Wir haben zwar verloren, aber ich bin stolz, wie wir gespielt haben. Vor allem, wie meine Spieler die taktischen Vorgaben umgesetzt haben“, fand Schmitz.
Auch sein Berliner Gegenüber war angetan vom BHC. „Die Abwehr und auch unsere Torhüter waren diesmal nicht gut, der Angriff hat uns gerettet“, analysierte Dagur Sigurdsson und schickte ein großes Lob in Richtung BHC: „Ihr macht hier einen Riesenjob. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr die Punkte holt, die ihr braucht.“ Der Füchse-Coach hatte bei der HSG LTV/WSV als junger Spieler seine Karriere begonnen und in Wuppertal vier schöne Jahre verbracht. Am Tag vor dem Spiel hatten die Füchse ein Hotel in Wuppertal bezogen. Für Sigurdsson eine Reise in die eigene Vergangenheit. „Ich war zwölf Jahre nicht mehr in Wuppertal. Ich war richtig aufgeregt, wieder hier zu sein und bin dann nach dem Abendessen alleine zur Schwebebahn gelaufen und in die City gefahren, um mich ein bisschen umzuschauen“, berichtete der 38-Jährige durchaus bewegt.
In der Halle hatte es ein Wiedersehen mit vielen alten Weggefährten aus der erfolgreichen Zeit gegeben, so wie dem frühere Bundesliga-Obmann Kalla Scheer und den ehemaligen Sponsoren Horst Wingenroth und Inge Meister. Sie war damals so etwas wie die „Mutter der Kompanie“. Ihr vor einigen Jahren verstorbener Mann Winfried hatte sie immer gebeten, die Spieler vor der Verpflichtung menschlich unter die Lupe zu nehmen.
„Dann haben wir die Jungs wie Dagur und Olafur Stefansson auch erstmal bei uns aufgenommen, bis sie eine eigene Wohnung hatten“, erzählt sie. Elf Wohnungen und ein Haus habe sie in dieser Zeit besorgt und eingerichtet. „Wenn ich in den Möbelladen kam, wussten die sofort, dass ich wieder ein paar neue Küchen bestellen wollte“, lachte sie.