Lehrermangel trifft die Grundschulen

Aber auch an Hauptschulen fehlen Pädagogen. Die Vertretung müssen die Kollegen übernehmen.

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Eltern ärgern sich über ausfallende Schulstunden, Lehrer arbeiten oft weit über das eigentliche Soll hinaus: Gerade an Grund-, Haupt- und Förderschulen ist die Situation auch in Wuppertal schwierig. Der Markt für Lehrer ist leer gefegt. Für das neue Halbjahr liegen die Zahlen noch nicht vor; doch Anfang November konnten in Wuppertal von 28 offenen Stellen an Grundschulen nur 9 besetzt werden. Förderschulen fanden statt 16 nur sieben Lehrer, Gesamtschulen immerhin zehn für 14 offene Stellen.

Wuppertaler

Schulzeit

Der Sprecher der Hauptschulen, Lars Büttgenbach, hält die unterschiedliche Bezahlung von Lehrern für Sekundarstufe I und II für den Grund: „Am Gymnasium hat ein Lehrer rund 400 Euro mehr pro Monat in der Tasche — ist doch klar, dass alle dorthin wollen.“ Zusätzlich muss ein Lehrer in der Sekundarstufe I bei einer vollen Stelle 28 Stunden pro Woche unterrichten, am Gymnasium nur 25,5 Stunden. Die Umstellung auf den ein Jahr länger dauernden Master-Studiengang habe zusätzlich einen Engpass geschaffen, der bis heute nachwirkt: „Bei uns an den Hauptschulen sind etliche Stellen leergelaufen, weil sich niemand bewirbt.“

Dabei suchen die Schulen oft schon gar nicht mehr nach einer bestimmten Fächerkombination; um überhaupt Bewerbungen zu bekommen, schreiben Hauptschulen meist ohne irgendwelche Wünsche aus und versuchen dann, durch Verschieben von Stunden unter den Lehrern alle Fächer abzudecken. Am schwersten seien Naturwissenschaftler zu bekommen.

Susanne Brinkhoff, Sprecherin der Grundschulen

Zum Teil versuchen die Schulen, ihren Mangel durch Vertretungslehrer auszugleichen. Teilweise unterrichten dann Studenten, die noch nicht mit ihrem Studium fertig sind, teilweise aber auch Seiteneinsteiger ohne didaktische Qualifizierung. „Zum Teil haben wir dadurch ganz tolle Lehrer bekommen — aber wir haben auch welche, die in anderen Berufen gescheitert sind und dann auch bei uns scheitern“, erklärt Büttgenbach.

Viele seiner Lehrer unterrichten mehr als eigentlich vorgesehen. Bis zu drei Stunden im Monat können Lehrer zusätzlich unterrichten, ohne dafür einen finanziellen Ausgleich zu bekommen. Das wird oft ausgeschöpft. „Wir überlasten die Lehrer ständig“, weiß Büttgenbach. Und Vertretungsstunden in anderen Klassen seien deutlich anstrengender als in einer eigenen Klasse. Die Schüler seien unruhiger, der Lehrer muss mehr improvisieren.

Ähnlich dramatisch ist die Situation an Grundschulen. „Auf feste Stellen gibt es so gut wie gar keine Bewerbungen“, sagt Susanne Brinkhoff, Sprecherin der Wuppertaler Grundschulen. Gerade in sozialen Brennpunkten — wo die Schüler eigentlich eine besonders intensive Betreuung benötigen — gebe es kaum Nachwuchs. An ihrer eigenen Schule hat sie für 14 Lehrkräfte derzeit vier Vertretungen. „Dann ist die Statistik okay, aber es fehlt ganz dramatisch die didaktische Ausbildung“, betont Susanne Brinkhoff.

Die ausgebildeten und erfahrenen Lehrer müssen den meist jungen Aushilfen dann neben ihrer eigentlichen Arbeit zur Seite stehen, sie beraten oder bei schwierigen Elterngesprächen mitkommen. Seiteneinsteigerklassen und Inklusion sowie die Abstimmung mit Ämtern machen die Arbeit noch komplizierter. „Wir müssen dringend die Kapazitäten an den Universitäten erhöhen. Warum gibt es noch einen NC auf das Lehramtsstudium?“, fragt die Grundschulleiterin.

„Wir brauchen Klassenlehrer, die so gut wie alles unterrichten.“ In ihrem Kollegenkreis kennt sie viele Lehrer, die oft mehr als 46 Stunden pro Woche arbeiten. „Die Belastung wird immer größer.“ Dadurch steigt dann wieder die Gefahr chronischer Krankheiten. Und auch die Raumsituation belastet die Lehrkräfte. Gerade im Osten Wuppertals sind die Schülerzahlen so stark gestiegen, dass es an vielen Schulen zu wenig Unterrichtsräume gibt.