Ultra-Herausforderung Mammutmarsch Wuppertal: 100 Kilometer zwischen Glücksgefühlen und Leiden
Wuppertal · Zum fünften Mal fand der Mammutmarsch-NRW mit Start und Ziel in Wuppertal statt. 1177 nahmen teil.
Während sich Mammutlauf-Experte Denny Amelang aus München nach seinem inzwischen schon 15. „Einhunderter“ noch zu Fuß auf den Weg Richtung Bahnhof Oberbarmen macht, um zurück in die Heimat zu fahren, wartet Niels Lorke mit verbundenen Füßen auf einer Bank darauf, mit dem Auto aus dem heimischen Werdeohl abgeholt zu werden. Er hatte nach 85 Kilometern wegen zahlreicher Blasen aufgeben müssen, war ins Ziel am Bahnhof Wichlinghausen gebracht worden. Typische Szenen am Start- und Endpunkt des 5. Mammutlaufs NRW, wo sich wie immer große Glücksgefühle mit Schmerzen mischten.
1178 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich diesmal am Samstagnachmittag in drei Startwellen aufgemacht, um die Nacht durchzumarschieren und nach einer großen Schleife über die Ruhr wieder Wuppertal zu erreichen. Auch diesmal scheiterten viele am „Endgegner“ wie speziell der Mammutmarsch-NRW wegen seines anspruchsvollen Höhenprofils in Teilnehmerkreisen genannt wird. Mit 46,4 Prozent war die Finisherquote allerdings etwas höher als in den Vorjahren. Ob es daran lag, dass sich die Teilnehmer in der Corona-Zeit mangels anderer Möglichkeiten besser vorbereitet hatten?
Wieder mehr Teilnehmer
als im vergangenen Jahr
Immerhin war die Teilnehmerzahl gegenüber dem Vorjahr als, in einem kleinen Zeitfenster, in dem überhaupt nur Events durften, der Mammutmarsch durchgezogen worden war. Freilich weit entfernt vom Rekord von 2019 mit rund 1700 Teilnehmern. Eine mögliche Erklärung: Angefangen haben die Mammutläufe mal mit drei Events pro Jahr. Inzwischen gibt es 17, inklusive Kopenhagen und Wien. „Da ergibt sich für einige nicht mehr die Notwendigkeit, durch die gesamte Republik zu fahren“, so Jannis Carmesin vom Veranstalter.
Mit seinem besonderen Profil lockt der Mammutmarsch NRW allerdings auch weiter viele Auswärtige an. Wie Karsten Euling und André Ollech, die aus Braunschweig gekommen waren. Im Ziel wartete Euling bei seinem schon zweiten Mammutmarsch ein Stündchen auf Premierenmarschierer Ollech, ehe sich beide dann noch eine Schwebebahnfahrt ins Hotel nach Elberfeld gönnten und am Nachmittag den Stream des Spiels ihrer Herzensvereins Eintracht Braunschweig gegen Osnabrück anschauten.
Nicht weit hatte es Natalie Gawenat, Leiterin des Kinder- und Jugendsports beim SV Bayer. Als sehr aktive Sportlerin ist sie viel gewohnt, hatte auch noch extra trainiert, „aber das hier war schon krass“, meinte sie nach dem Zieleinlauf zusammen mit zwei Freundinnen. Eine davon hatte Geburtstag, und so war man vor einigen Monaten auf die „Schnapsidee“ gekommen sich den Mammutmarsch zur Feier des besonderen Tages zu gönnen. Unterwegs hatte man sogar noch eine weitere Läuferin „adoptiert“, deren Partnerin nach 30 Kilometern hatte aufgeben müssen. Auch Gawenat litt ab Kilometer 60 unter Blasen, biss sich aber durch.
Die Atmosphäre war toll, die Zeit völlig nebensächlich, wobei der Schnellste in Abwesenheit von Rekordhalter und Lokalmatador Jannik Giesen bereits nach 14:25 Stunden im Ziel war. Der Letzte trudelte nach 29:07 Stunden ein. Garantiert mit Schmerzen - aber glücklich.