Handball Notsituation macht Heldmann stark
Wuppertal · Johanna Heldmann ist bei Zweitligist Beyeröhde spät in die Führungsrolle hineingewachsen.
Nein, richtig fit ist Johanna Heldmann, Handballerin des Zweitligisten TVB Wuppertal, in diesen Tagen nicht. Vor dem Heimspiel am Samstag (18.45 Uhr, Buschenburg) gegen den Tabellenvierten VfL Waiblingen musste die Linkshänderin krankheitsbedingt die Trainingseinheiten zu Wochenbeginn streichen. Für das Spiel gegen den Tabellennachbarn will sich die 23-Jährige aber wie viele der Beyeröhder Handballgirls in den Dienst ihrer Mannschaft stellen und sich einsatzbereit melden.
„Das ist momentan manchmal schon grenzwertig, was wir den Mädels zumuten“, sagt TVB-Trainer Martin Schwarzwald, der trotz der Niederlage in Ketsch auf den Einsatzwillen seiner Damen stolz ist. Denn bei den Kurpfalz Bären hatte der zum Saisonende scheidende Trainer lediglich sieben Feldspielerinnen zur Verfügung und musste nach 20 Minuten auch noch auf Michelle Stefes verzichten. Wie so oft in den vergangenen Wochen marschierte in der personell angespannten Situation Johanna Heldmann vorne weg und zeigte in ihrer zweiten Beyeröhder Zeit, wie richtig es war, sie zu verpflichten.
Gerade als mit Ramona Ruthenbeck, Pia Adams, Natalie Adeberg, Melina Fabisch und zuletzt auch Luisa Knippert nahezu der gesamte Rückraum des Tabellenvierten ausfiel, trumpfte die Linkshänderin immer mehr auf. Dabei übernahm sie nicht nur von der für sie bis dahin ungewohnten Mittelposition aus Verantwortung, sondern führte in den knappen Spielen häufig auch Regie und zeigte ihren Nebenleuten den Weg zum Erfolg.
U20-Nationalspielerin war
schon einmal beim TV Beyeröhde
Dabei brauchte die ehemalige U20-Jugendnationalspielerin, die 2013/2014 schon einmal das Trikot der Wuppertalerinnen getragen hat - damals mit einem Doppelspielrecht für Bayer Leverkusen – Zeit, sich an die Mannschaft zu gewöhnen. „Nach einer Verletzung war ich nicht fit, bekam dementsprechend nicht meine Spielanteile und setzte mich vielleicht selbst unter Druck“, erinnert sich „Kopfmensch“ Heldmann an die Eingewöhnungsphase mit Rückenschmerzen und Fernweh nach dem Norden. Besonders das Zureden von Schwarzwald, baute die von allen nur „Jojo“ gerufene Thomasbergerin wieder auf.
Und als sie nach den vielen Ausfällen gebraucht wurde, war die Deutsche A-Jugendmeisterin der Jahre 2013 und 2014 zur Stelle. „Da musste ich mich der Verantwortung stellen“, sagt Heldmann lächelnd. Denn die Situation hätte es ja in erster Linie anderen Teams schwer gemacht. So habe sie vorher halt nie Mitte gespielt und andere überrascht.
Überhaupt lobt Heldmann die taktische Raffinesse ihres Trainers, die sie in der Form selten erlebt habe. Dabei hat die von der HSG Siebengebirge/Thomasberg stammende Rückraum-Shooterin, die 2014 bei der U20-WM den 4.Platz gefeiert hat, durchaus mit gestandenen Trainerinnen wie Leverkusens Renate Wolf oder Kerstin Reckenthäler zusammengearbeitet.
Auch Schwarzwald lobt Heldmann. „Sie ist eine vorbildliche Sportlerin mit hoher Sozialkompetenz, die beim TVB noch einmal eine tolle Entwicklung hingelegt hat“, sagt er. Er zählt die 23-Jährige zu den Spielerinnen mit einer besonderen Qualität. Dass sie nach der Saison zu den Luchsen Rosengarten zurückwechselt, will Heldmann gar nicht als Entscheidung gegen den TVB verstanden wissen. „Es war mehr die Entscheidung, zurück in den Norden zu wollen.“ In Wuppertal wird sie aber weiter studieren.
Vor ihrem sportlichen Abschied will sie allerdings noch den einen oder anderen Sieg feiern - am Samstag zunächst gegen die Waiblingen Tigers.