Silber-Lohn für vom Lehns Mühen
Der Bayer-Athlet bewältigt bei der Kurzbahn-DM ein enormes Pensum.
Wuppertal. Bei den Weltmeisterschaften im Sommer ist Christian vom Lehn fast der gesamten Weltelite davongeschwommen, war durch seinen dritten Platz über 200 m Brust plötzlich in aller Munde. Bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in der Schwimmoper musste der 19-jährige Wuppertaler eine ganz neue Erfahrung machen: Als Star hinterherschwimmen. Doch klaglos nahm er das von seinem Trainer Farshid Shami auferlegte Mammutprogramm von zwölf Starts an vier Tagen in Angriff, keulte über 400 m Lagen, 200 Meter Schmetterling und gestern am Schlusstag auch noch zweimal die 200 m Lagen, weil er dort das B-Finale erreicht hatte.
„Das macht sicher keinen Spaß, wir schwimmen nun mal aus vollem Training heraus, wollen uns unserem Heimpublikum aber trotzdem stellen“, sagte sein Trainer Farshid Shami. Und so waren die Tage in Wuppertal für seinen Athlet nicht mehr und nicht weniger als eine neue Trainingserfahrung auf dem Weg zu Olympia 2012.
Über seiner Spezialstrecke 200 m Brust hängte vom Lehn Sonntag aber doch noch fast alle ab, auch wenn er ausgepowert und mit schlechter Wendetechnik alles andere als ein Kurzbahnspezialist ist. Auf den zweiten 100 m überholte er noch drei Konkurrenten und musste sich am Ende — wie erwartet — nur Marco Koch geschlagen geben, der nach verpatzter Langbahnsaison gerade jetzt fit ist. „Wenn wir im Sommer vor Marco sind, ist alles andere unwichtig“, sagt Shami, freute sich aber doch ein wenig, dass vom Lehn sich in 2:10,11 Minuten gut vier Sekunden hinter Koch knapp Silber erkämpft hatte.
Es war der gute Abschluss der aus Wuppertaler Sicht erneut gelungenen Titelkämpfe. Schwimmer wie Publikum (am Wochenende war komplett ausverkauft) fühlen sich inzwischen in Wuppertal wie zu Hause. Tjark Schröder, Vorsitzender der Fachsparte Schwimmen im DSV, sagte gestern zu, dass man gerne mit den Titelkämpfen bis 2015 nach Wuppertal kommen werde, wenn Wuppertal denn einlade.
Das ist keine Frage. „Wir machen das gerne. Viele Dinge haben sich wie selbstverständlich eingespielt, auch wenn wir natürlich immer noch besser werden wollen“, sagte Simone Osygus vom SV Bayer Wuppertal als Cheforganisatorin gemeinsam mit Volkmar Schwarz vom Stadtsportbund. Mehr als 150 Helfer hatte der Verein gestellt, zu erkennen an den gelben T-Shirts, und auch das Badpersonal um Michael Borbecker packte in vielen Sonderschichten mit an.
Die sportliche Bilanz der SG Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dormagen konnte sich trotz wenig spezifischer Vorbereitung der Stars sehen lassen. Christoph Fildebrandt, in Wuppertal geborener Remscheider, der seit Jahren in Dormagen schwimmt, nutzte über 100 m Freistil die Gunst der Stunde (Paul Biedermann startete ebenso wie die Brüder Deibler nur auf anderen Strecken) und wurde Deutscher Meister. Es war das zweite Gold für die SG nach dem von Sarah Poewe über 100 m Brust. Beide holten zudem noch je eine Bronzemedaille (Fildebrandt über 50 m Freistil, Poewe über 50 m Brust). Dazu gab es nach Bronze für die 4 x 50 m-Freistilstaffel der Männer, das gleiche Edelmetall auch für die Lagenstaffel der Mädchen mit Julia Makaric, Sarah Poewe, Ines Biehler und Freistilspezialistin Anke Pfeifer, die eine tolle Schlussetappe schwamm.
Zweimal Gold, einmal Silber und viermal Bronze, das ist Platz sieben im Medaillenspiegel, hinter Hochburgen wie Neukölln, Essen und Frankfurt, aber noch vor dem Biedermann-Club-Halle.
Von Paul Biedermann gab es für Christian vom Lehn nachher noch einen freundschaftlichen Klaps im Ausschwimmbecken. Dort „planschte“ vom Lehn gestern als einer der Letzten noch herum. Ein bisschen Entspannung nach vier Tagen Plackerei . . .