Sportler der Woche: 21 Tore in einem Handball-Spiel
Marcel Oberbossel erzielte seinen persönlichen Rekord für den LTV II beim 34:33 gegen die Bergischen Panther II.
Wuppertal. Wäre er Kicker, würde man Marcel Oberbossel einen typischen Straßenfußballer nennen, sagt LTV-Abteilungsvorstandsmitglied Jürgen Buschhaus über den jungen Wuppertaler, der sich gleichwohl in der Sportart Handball betätigt — und am vergangenen Wochenende mit einer ganz besonderen Leistung von sich Reden gemacht hatte: 21 Tore hat Oberbossel beim 34:33 (17:17) gegen die Bergischen Panther IIl geworfen. Das ist übrigens auch in der Handball-Bundesliga Rekord — 2009 vom HSV-Handballer Stefan Schröder aufgestellt.
Als der Wuppertaler 1999 als Sechsjähriger mit seinen Kumpels erstmals zum Handballtraining ging, versuchte sein Vater Peter — früher selbst im Wuppertaler Osten aktiver Fußballer — ihn wie schon seinen älteren Bruder Björn davon zu überzeugen, dem großen Ball auf dem Rasen nachzujagen.
„Doch meine Mutter legte Veto ein, weil sie nicht zwei Mal an einem Wochenende bei jedem Wetter auf dem Platz stehen wollte“, erklärt der heute 21-jährige Rückraumschütze aus der Reserve des LTV Wuppertal, warum seine im letzten Jahr verstorbene Mutter ihn motivierte bei der Hallensportart zu bleiben. Zum Glück für Marc Ross, dem Trainer der Langerfelder Reserve, der seinen Shooter als „super ehrgeizig und lernwillig“ bezeichnet. Dass das LTV-Eigengewächs, der als A-Jugendlicher jeden Tag trainierte, neben seinem gesunden Torhunger auch Nerven wie Drahtseile hat, bewies er am vergangenen Wochenende in der Liga, als er gegen die Bergischen Panther nach 20 Treffern (davon nur drei Siebenmeter) drohte, zum tragischen Helden zu werden.
Denn trotz eines vergebenen Strafwurfs behielt er einen kühlen Kopf, nahm sich Sekunden vor dem Abpfiff den letzten Wurf und sicherte mit unglaublichen 21 Treffern seiner Mannschaft den Sieg.
Sogar vom Coach des LTV-Verbandsliga-Teams, Christian Hartung, der ihn bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren ins Reserveteam verbannte, gab es ein Sonderlob. „Klar freut mich sein Lob. Ich weiß ja, dass er oft zuschaut. Und ich hätte mich damals auch nicht genommen“, ist Oberbossel einsichtig und nicht nachtragend — obwohl er damals, um nicht in der Bezirksliga zu spielen, den Verein zunächst Richtung Team CDG/Grün-Weiß verließ.
Doch vom damaligen Trainer Carsten Buchholz (ebenfalls ein LTV-Gewächs) nicht beachtet, fand er den Weg über Beyeröhde zurück zum LTV. Sein Ex-Coach Bernd Mettler wollte ihn übrigens zu seinem Zweit-Team nach Dünnwald rekrutieren. Auch seinem bisher größten Förderer Norbert Gregorz (CTG) erteilte der Industriemechaniker eine Absage, um sich auf die Techniker-Schule im Abendstudium zu konzentrieren. „Außerdem lerne ich bei Marc auch viel und fühle mich in der Truppe super wohl“, hegt „Celly“ keine Wechselabsichten.
Mit einigen seiner Kameraden — darunter sein bester Kumpel Fabian Pauksch — spielt er schon seit der Grundschule zusammen. Als Glück bezeichnet er seine Freundin Jeanette, die durch ihre Eltern — ehemalige Handballer — die Turnhallenluft kennt.
Höher spielen würde Oberbossel durchaus wieder gerne. Aber am liebsten mit dieser Mannschaft und mit „seinem“ Verein, dem LTV. Sein Papa Peter ist übrigens mittlerweile mit dem Handballvirus infiziert. Bei jeder Möglichkeit ist er als größter Fan (und Kritiker) seines Sohnes mit dabei. Noch vor dem Fußball.