Breitensport SSV Germania sorgt sich um seine Übungsleiter

Aussetzen der Sportangebote betrifft Sportler und Ehrenamtliche.

Thomas Janssen (l.), Chef des SSV Germania, hier mit Tischtennis-Ass Marvin Maiwald, sondiert derzeit die Folgen der Corona-Krise.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Vom 25-Milliarden-Euro-Hilfspaket der Landesregierung sollen auch Sportvereine profitieren, da, wo sie unternehmerisch tätig sind. Das haben Staatssekretärin Andrea Milz und der Präsident des Landessportbunds (LSB) Stefan Klett in einer Videobotschaft hervorgehoben und meinen damit in erster Linie die vielen Breitensportvereine. Allein in NRW gibt es laut LSB 18 300 Klubs, in denen fünf Millionen Sportler organisiert sind. Wo drückt in der derzeitigen Lage am meisten der Schuh? Wo gibt es aktuell schon Bedarfe? Das sollen die Vereine unter vereinsnotfall@lsb.de schriftlich an den Landessportbund übermitteln.

„Bei uns ist das aktuell sicherlich die Frage, was ist mit unseren Übungsleitern, die momentan ja nicht arbeiten können“, sagt Thomas Janssen, Vorsitzender des SSV Germania Wuppertal. Eine Frage, die exemplarisch steht für die meisten der rund 260 Wuppertaler Vereine, die wie gut 100 Betriebssportgemeinschaften dem Stadtsportbund Wuppertal angehören. Mit 1400 Mitgliedern gehört der SSV Germania dabei zu den größten.

Momentan ist die
Solidarität groß

In finanzielle Schieflage sei der Verein aktuell nicht geraten, so Janssen. Der Vereinsbeitrag als Grundlage für die Pauschalen der 60 bis 70 Übungsleiter ist in der ersten Halbjahresrate im Januar geflossen, die nächste würde dann im Juli folgen, verbunden mit der Frage: Gibt es eine Entschädigung für Leistungen, die aktuell in Form von Kursen ja nicht erbracht werden können? „Momentan sind die Nachfragen da noch leise, ist die Solidarität groß“, sagt Thomas Janssen. Doch das könne spätestens im Sommer, wenn die Mitgliedschaften endeten, anders aussehen.

Vordringlicher seien für ihn und sein Vorstandsteam aber momentan die Fragen im Umgang mit den Übungsleitern. Einige erhalten eine monatliche Pauschale - entweder im Rahmen eines 450-Euro-Jobs oder sogar als geringfügig Beschäftigte. Das laufe momentan weiter. Andere schreiben ihre Stunden auf und rechnen monatlich ab, bei Germania in der Regel mit 15 Euro pro Übungsstunde. Da kommt natürlich derzeit nichts mehr aufs Stundenkonto. Janssen: „Selbst wenn das vielleicht nur 100 oder 200 Euro im Monat zusätzlich sind, ist es Geld, mit dem der ein oder andere rechnet. Das könnte sich ja noch verschärfen, da wo jemand vielleicht in seinem Beruf in die Kurzarbeit gezwungen wird.“ Mit der Frage, wie man mit diesen Übungsleitern umgehe, vor allem wenn das aktuelle Sportverbot länger andauern sollte, wolle sich der Vorstand in dieser Woche in einer Sitzung unter anderem beschäftigen.

Vor allem sei es im Interesse des Vereins, seine Übungsleiter zu halten. Es sei schwer an qualifiziertes Personal im Rahmen einer meist ehrenamtlichen Beschäftigung heranzukommen. „Irgendwann geht es hoffentlich weiter und ich weiß nicht, ob dann noch alle zur Verfügung stehen, weil sie sich vielleicht anders aufstellen müssen“, sagt Janssen. Die Dimension, die bei seinem Verein erreicht wird, macht ein Rechenbeispiel deutlich. Janssen: „Wenn wir durchschnittlich von 150 Euro pro Monat und Übungsleiter ausgehen, was ich bei der Spanne im Verein für realistisch halte, kommt das pro Jahr an eine sechsstellige Summe heran.“ Eine Insolvenzgefahr für seinen Verein sieht er nicht, weil die meisten Verträge nach dem Halbjahr endeten. Die Frage, was danach ist, drückt.

Was zumindest in Wuppertal nicht drückt, ist für die Vereine, die städtische Sportstätten nutzen, die Frage der Nutzungskosten. Wuppertal, verlangt, anders als andere Städte, keine Gebühren bei nicht gewerblicher Nutzung. Das sieht bei Vereinen mit eigenen Anlagen allerdings anders aus, weil die Kosten weiterlaufen. Auch das könnten wohl Fälle für vereinsnotfall@lsb.de sein.

(gh)