Turnen Wuppertaler Nikolauspokal als Sprungbrett
Wuppertal · Mehr als 200 Teilnehmer beim traditionellen Einzelwettkampf auf Küllenhahn – für einige war es der erste überhaupt. Behutsam werden sie an die Schwierigkeiten herangeführt. Ordentliche Bilanz bei den Rheinischen Meisterschaften.
Rund 200 junge Turnerinnen und Turner kämpften am Sonntag im Sportzentrum Süd um den Nikolaus-Pokal der Wuppertaler Turnerjugend. Und der stand gleich in 57-facher Ausfertigung für Gold, Silber und Bronze in 19 Kategorien auf einem Bord, während die jungen Athletinnen und Athleten versuchten, mit ihren Übungen an den klassischen Geräten Pferdsprung, Boden, Stufenbarren und Schwebebalken die Unparteiischen an den Kampfrichtertischen zu überzeugen.
Noch vor dem Wettkampf, den die Vorsitzende des Turnverbandes Wuppertal, Simone Diederich, am Morgen mit motivierenden Worten eröffnete, zog Jörg Thilo von der Turnerjugend eine Bilanz von den Rheinischen Mannschaftsmeisterschaften in Kevelaer vom Wochenende zuvor. „Dass LTV und VSTV zweimal aufs Treppchen gekommen sind, und dass wir mit einem fünften und zwei achten Plätzen ebenfalls achtbar abgeschnitten haben, hat mich sehr gefreut“, so Thilo, der auf die unterschiedlichen Trainingsbedingungen hinwies. „In den anderen Verbänden gibt es Turnzentren, in denen die Geräte fest montiert sind. Das ist bei uns anders. Wenn wir trainieren wollen, müssen wir die Geräte erst jeweils neu aufstellen und montieren.“
Und das gilt für nahezu alle neun teilnehmenden Vereine wie den mit vielen Mädchen vertretenen WSV, den VSTV, den LTV, die Deutsche Turnerschaft Ronsdorf, den SV Bayer Wuppertal, den TV Hatzfeld, den Neuenhauser TV aus Cronenberg, den TV Nützenberg und den Oberbarmer TB. Dennoch boten die jungen Turnerinnen zwischen fünf und 22 Jahren in den drei Veranstaltungsabschnitten ansehnliche Leistungen. Es fiel immer wieder auf, mit wie viel Feingefühl gerade die Trainerinnen und Betreuerinnen die jüngsten, nicht mal zehn Jahre alten Mädchen während des Wettkampfes begleiteten und aufmunterten. „Man muss den Kindern zunächst mal die Angst vor den Geräten und die Aufregung vor den ersten öffentlichen Auftritten nehmen“, erklärte Lina Hendricks aus der Breitensportabteilung des SV Bayer. Und von den Rängen gab es mit freundlichem Beifall weitere Motivationsschübe für die Novizinnen.
Ähnlich wie beim Stufenbarren gab es auch beim gefürchteten Schwebebalken und beim Sprung mithilfe minderschwieriger Geräte eine vorsichtige Einführung in den Wettkampfalltag. Drei verschiedene Höhen (eine direkt auf dem Boden) beim Stufenbarren. Oder ein Bock und ein Kasten, die per Spagatsprung überquert werden mussten, ehe sich die Fortgeschrittenen an den international üblichen Sprungtisch wagen konnten. Auf jeden Fall sicherten bei allen drei Varianten gut gepolsterte Matten eine weiche Landung.
Da Turnen die Haltung verbessert, die Beweglichkeit fördert und auch Disziplin und soziales Verhalten vermittelt, ist es kein Wunder, dass viele Eltern diesen Sport als ideal für die Entwicklung ihres Kindes ansehen. „Wie die anderen Vereine auch, haben bei nach wie vor hoher Nachfrage auch wir Wartelisten“, so Lena Schmidt, Abteilungsleiterin beim TV Nützenberg. Gleichzeitig stellt sie fest. „Fast überall sind die fehlenden Übungsleiter das Problem. Die werden dringend gesucht. Da sind wir froh, dass wir manchmal auf Mütter zurückgreifen können, die uns auf alle möglichen Arten helfen.“
Sind die jungen Damen beim Training und beim Wettkampf mit Ehrgeiz und Feuereifer dabei, so sind Jungs im Turndress eher eine Seltenheit. „Die Jungs waren erst im zweiten Durchgang dabei, weil einfach zu wenige gemeldet haben“, meint Jörg Thilo, und Lina Schmidt erklärt. „Bei Jungs gilt Turnen als uncool. Die stärken ihre Muskeln lieber für viel Geld mit Hanteln, Gewichten und Kraft-Maschinen in den Fitnessstudios.“