Schwarzfahren und rotsehen
Das neue Jahr ist angebrochen. Und schon werden die ersten guten Vorsätze verbreitet. Die Wuppertaler Stadtwerke zum Beispiel werden direkt nach der Heizperiode die Gaspreise senken. Immerhin um satte 16 Prozent, damit die Preiserhöhung im Jahr 2008 nur noch mit 14 Prozent zu Buche schlägt.
Vom restlichen Minus kann dann der Bürger locker die erhöhten Fahrpreise im ÖPNV und die winzige Strompreiserhöhung bezahlen. Minus mal Minus ergibt Plus, erklärte einst unser Mathelehrer. Ob der damals schon wusste, was die uns heute so vorrechnen? Und dann der Knaller: schon jetzt machen die Stadtwerke Jagd auf Schwarzfahrer.
Es geht ja auch nur um Millionenbeträge, die da veruntreut werden. Ist es nicht schon Beihilfe zu einer Ordnungswidrigkeit, wenn man trotz positiver Erkenntnisse in anderen Städten nicht den Busfahrer zur Prüfung der Tickets einbezieht? Ist diese Aufgabe unzumutbar? Fühlt der sich dann diskriminiert?
Während die Welt sich die Frage stellt, wie peinlich es wird, wenn der italienische Ministerpräsident Berlusconi den G8-Vorsitz übernimmt, ist das in Wuppertal leicht zu beantworten. Wenn nämlich anlässlich des Neujahrsempfangs der IHK die eingeladene Gesine Schwan eine Rede hält, wird der CDU-Landtagsabgeordnete Horst Ellinghaus schwänzen.
Wie im Kindergarten: "wenn DIE kommt, komme ICH nicht" und stampft mit dem Fuß auf. Nun ist ja sonst nicht viel von ihm zu hören, aber warum gerade jetzt? Hat man ihm womöglich nicht erklärt, dass Demokratie auch anders Denkenden die Möglichkeit zur Rede einräumt?
Wo überall hat der Mann noch geschwänzt? Viel cleverer ist da der CDU-Fraktionschef Bernd Simon. Er geht zwar hin, wird aber bei der Rede den Saal verlassen. Vielleicht will er nur heimlich eine rauchen, denn pünktlich zum Essen ist er dann wohl wieder zurück. "Die IHK ist wichtig für die Region", merkte der Politprofi an.
Ob die Beiden wichtig für die Region sind, stellt sich dann im Sommer heraus. Bei der nächsten Wahl, denn die ist in Wuppertal noch immer demokratisch. Ob wir Bürger dann auch pünktlich zur Wahlurne kommen, wird sich zeigen. Wenn nämlich der Döppersberg umgebaut wird, kann die Durchquerung des Tals auch schon mal zum Tagesausflug werden. Da sollte man sich als Autofahrer reichlich mit Naschereien eindecken, um notfalls seinen Blutzuckerspiegel zu stützen.
Aber wenn der neue Döppersberg nur halb so schön wird, wie auf den bunten Bildern, lohnt sich das Warten allemal. Nicht mehr lange warten müssen wir auf das neue Opernhaus. Es ist nun fertig und endlich hat auch Barmen nach dem höchst attraktiven Betonbunker auf dem Alter Markt wieder einen interessanten Anziehungspunkt. Das ist wichtig für die Kultur und das Selbstbewusstsein des vernachlässigten Stadtteils.
Und wenn das alles nichts helfen sollte, warten wir einfach auf den Langen Tisch im Sommer. Spätestens dann wächst - zumindest für einen Tag und eine halbe Nacht - wieder zusammen, was zusammen gehört.
Ich jedenfalls freue mich auf das kommende Jahr. Es wird interessanter als viele annehmen. Ehrenwort.