Aufzug-Pläne zur Südstadt: Verwaltung will Pläne nicht weiterverfolgen

Verwaltung will Aufzug-Pläne nicht mehr weiterverfolgen — die Bezirksvertretung nimmt die Stadt aber in die Pflicht.

Foto: Andreas Fischer

Südstadt. „Im Ergebnis ist festzuhalten, dass der Bau eines Aufzuges zur Südstadt nicht möglich ist, weil weder die Investitions- noch die Folgekosten finanziert werden können.“ Mit diesem Satz schließt die Verwaltung ihre Vorlage zum Thema „Bau eines Aufzugs Hauptbahnhof - Elberfelder Südstadt (Distelbeck)“ — und erntete in der Bezirksvertretung Elberfeld dafür massive Kritik. „Das war eine Ohrfeige“, sagt Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius (SPD) sauer.

Seit langem forderten Politik und Bürgerverein eine barrierefreie Verbindung vom Hauptbahnhof zur Südstadt. „Und jetzt will die Verwaltung nicht mal mehr den Versuch dafür unternehmen.“ Dabei habe der Hauptausschuss vor einigen Jahren per Beschluss festgelegt, dass die Verwaltung alles tun soll, den Förderantrag zu stellen, so Vitenius. Er verspricht, dass in dieser Angelegenheit „noch ordentlich Dampf auf den Kessel kommt“. Sauer über den Rückzug der Stadt ist auch Klaus Lüdemann von den Grünen. „Das geht gar nicht.“

Die Stadt argumentiert in ihrem Bericht, dass für die Stellung eines Förderantrags eine belastbare Planung und Kostenschätzung vorliegen muss, „da eine nachträgliche Erhöhung der Förderung nahezu unmöglich ist“. Für eine solche Schätzung brauche die Verwaltung aber die Hilfe externer Fachgutachter. Und dafür fehlt das Geld.

Seit Jahren gibt es dafür eine — allerdings sehr grobe — Kalkulation vonseiten der Stadt. Die summiert sich auf 1,19 Millionen Euro, und lasse „eine Realisierung des Projektes unrealistisch erscheinen“. Zudem sei auch die Höhe der Betriebskosten noch unklar.

Im Gespräch mit der WZ wird Baudezernent Frank Meyer deutlicher. „Die Planungskosten von 80 000 bis 100 000 Euro würde verständlicherweise der Kämmerer nicht zahlen.“ Denn die Stadt zweifelt daran, dass der Aufzug umgesetzt werden könne — und dann wäre das Geld weg. Zwar gebe es noch die Master-Arbeit eines ehemaligen Studenten der Bergischen Uni, der die Kosten auf gut 600 000 Euro beziffert. Dieser habe aber, so Meyer, ein großes Problem nicht beachtet: „Das Arbeiten unter laufendem Bahnbetrieb.“ Das sei ein echter Kostentreiber, weil Sperrzeiten und Nachtschichten angemeldet werden müssten.

Bei den Betriebskosten verweist die Stadt gerne auf das Beispiel Kluse: Dort müssen die WSW gut 30 000 Euro pro Jahr investieren — vor allem in die Beseitigung von Vandalismusschäden. Ein weiterer großer Haken ist laut Meyer: Schon vor zwei Jahren habe der VRR betont, dass er nicht den Großteil des Projektes fördern würde, sondern nur „50, 55 oder vielleicht 60 Prozent“, so Meyer. Hintergrund sei, dass der Aufzug auch und vor allem eine barrierefreie Verbindung zur Südstadt werden soll — der ÖPNV aus Sicht des VRR also gar nicht so viel davon hat.

Alles Gründe, warum die Stadt sich offenbar komplett zurückziehen möchte. „Dass das der Politik nicht gefällt, kann ich verstehen. Aber so sind manchmal die Realitäten.“

Für die BV ist das letzte Wort aber noch nicht besprochen. Nach der Sommerpause will sich das Gremium noch einmal mit dem Thema befassen. „Wir wünschen uns, dass die Verwaltung noch einmal konstruktive Ansätze entwickelt“, sagt Joachim Knorr von der CDU. „Wir wollen nur einen Aufzug, nicht mehr“, sagt der Fraktionsvorsitzende. Die von der Stadt veranschlagten 1,19 Millionen Euro „erscheinen mir doch sehr hoch“. Die Stadt gehe aus seiner Sicht „etwas lax“ mit der ganzen Angelegenheit um.

Dass die Südstadt den Aufzug als Verbindung zu Innenstadt nicht umsonst bekomme, sei klar. „Aber er hat auch seinen Wert“, stellt Knorr klar.