Ein Denkmal für die Sünde

Die Neonreklame der früheren Maxim Bar steht jetzt unter Denkmalschutz.

Elberfeld. Lolo, Dodo, Jou-Jou, sie alle sind längst zu Staub zerfallen. 1905 hatte ihnen Franz Léhar ein Lied gewidmet: "Da geh ich zu Maxim", in der Variante von Johannes Heesters auch "ins Maxim". Ende vom Lied war, dass in ganz Deutschland die "Maxim Bar" für Ruchlosigkeit stand, auch in Wuppertal, wo am Kirchplatz noch heute eine Neonreklame an die Zeiten eines ausschweifenden Nachtlebens erinnert.

Als Mitglied der Bezirksvertretung (BV) Elberfeld hatte sich Dirk-Henrik Hülper dafür eingesetzt, die Reklame unter Denkmalschutz zu stellen. Erst nach seinem Austritt aus der BV wurde diesem Wunsch entsprochen: Das alte Neongebilde, dem in den 90er Jahren das Licht ausging, ist nun als bewegliches Denkmal anerkannt. Es ist die letzte Erinnerung an eine Zeit, in der sich selbst Düsseldorfs Schickeria nicht zu fein für einen Bummel durch Elberfelds Kneipen war.

Nicht weit von der Bar erstreckte sich einst die Fuhr, das Elendsquartier, um das sich schon früh Spelunken und Bordelle scharten. Mitten hinein wurde 1906 das Varieté- und Operettentheater "Thalia" gesetzt, dem es gelang, der bislang schmuddeligen Lustbarkeit ein neues Niveau zu verleihen.

Schon bei seiner Eröffnung hatte das Thalia mit einer "kinematographisch aufgenommenen Reise der Schwebebahn" die Weichen für eine Kombination aus Varieté und Kino gestellt. In den 20ern wurde daraus Programm, das im wöchentlichen Wechsel je eine Stunde Varieté mit zwei Stunden Film kombinierte. Wer sich den Eintritt nicht leisten konnte, wollte wenigstens das Portal des Hauses mit seinem berühmten Neonlicht bewundern.

Hinter der Fassade wartete derweil Europas größte Kino-Orgel, die sogar Meereswogen und Pferdegetrappel nachahmen konnte, um Stummfilme zu untermalen. Ein eigenes Orchester und beinschwingende Nummerngirls waren Garnitur bei den Auftritten von Weltstars wie Hans Albers oder dem Clown Charlie Rivel. Nach dem Bühnengenuss strömten die Gäste in die umliegenden Bars und bescherten der Stadt Bilder, die heute unvorstellbar sind.

Der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg folgte der Wiederaufbau des Thalia, das als Kino nur noch bescheidenen Erfolg hatte, sich aber als Musikbühne für Mega-Bands wie "The Who" etablierte. Doch die Stadt als neue Eignerin wollte ein Schauspielhaus, erwog den Umbau, beschloss dann aber, ein neues Haus an der Kluse zu errichten, während das Thalia dem Sparkassenhochhaus wich.

Damit waren auch die Tage der Bars gezählt. Die Maxim Bar bewies noch am meisten Ausdauer, doch ihr Niveau hatte Brüche bekommen. "Alles war schmutzig, Boden und Tische klebten. Im Tabakdunst hockten die Mädchen, die man im schummrigen Licht gar nicht genau erkennen konnte", erinnert sich ein ehemaliger Gast.