Wuppertaler Traditionskneipen Kickerspielen im historischen Turm

Der Alte Wasserturm in der Steinbeck wird dieses Jahr 150. Wo früher fein gegessen wurde, wird heute vor allem gespielt.

Foto: Gerhard Bartsch

Steinbeck. Der Turm ragt über der Steinbeck empor. Von der Außentreppe aus hat, wer auf dem Weg nach oben ist, einen freien Blick auf den tiefer liegenden Bahnhof und die Lichter der Stadt dahinter. Der alte Wasserturm an der Südstraße steht dieses Jahr seit 150 Jahren — vermutlich.

Dessen Besitzer und Kneipenbetreiber, Walter Buschmann, hat das nicht genau herausfinden können. Er habe bei der Stadt nachgefragt, beim Bundesarchiv der Bahn. „Aber es war schwierig, Informationen zu bekommen“, sagt er. Lediglich in einem Buch über das Bahnbetriebswerk Wuppertal-Steinbeck hat er etwas genaueres nachlesen können. Darin steht, dass ein Schreiben eines Maschinenmeisters vom 1. März 1866 die Inbetriebnahme des 18 Meter hohen Wasserturms erwähnt.

Buschman hat den Turm 2007 übernommen. Nach zwei gescheiterten Versuchen, dort ein Restaurant zu etablieren, ist er 2013 umgestiegen. Seitdem ist der Alte Wasserturm vor allem ein Sportlertreff. Dort kommt die Kickerszene der Stadt zusammen. In den Zimmern oberhalb des Gastraums treffen sich regelmäßig Kickergruppen, die trainieren oder Turniere spielen. Buschmann hat eigens dafür fünf Kickertische nach Liga-Standards angeschafft. Ein sechster soll folgen.

Das habe alles mit einem WDR-Bericht über den Wasserturm vor einigen Jahren zu tun. Damals hatte Buschmann einen Kickertisch für sich und seine Freunde dort stehen. Weil zur gleichen Zeit das „Upstairs“ — der vorherige Treffpunkt der Tischfußballer — geschlossen worden sei, wurde er angesprochen, ob der Wasserturm nicht geeignet wäre, erzählt Buschmann.

Vor etwa einem Jahr hat Buschmann auch Dart-Automaten angeschafft. Jetzt werden im Nebenraum der Kneipe auch Pfeile geworfen.

Als Spezialität hat Buschmann japanisches Whiskys im Angebot

Wenn dort auch weniger los ist, ist der Kneipenraum das Schmuckstück des Hauses. Er sei noch so eingerichtet, wie die Vorbesitzer, das Ehepaar Marschel, ihn hinterlassen habe, sagt Buschmann. In dem achteckigen Raum, der in dunklem Holz gestaltet und mit Lederbänken rundherum ausgestattet ist, ragt die dunkle Holztheke in die Mitte des Raumes. „Das war schon eine Aufgabe, einen achteckigen Raum einzurichten“, versetzt sich Buschmann respektvoll in die Vorbesitzer hinein.

Er weiß um den Aufwand von Einrichtung und Renovierung. 2007 hat er selbst den Turm renovieren müssen.

Im Gastraum, wo ein Bildschirm die Kickerspiele aus den darüberliegenden Zimmern im Turm live zeigt, hat Buschmann eine kleine Sammlung japanischer Whiskys im Sortiment. „Ich wollte etwas Besonderes anbieten“, sagt er. „Schottische und Irische Whiskys gibt es ja überall.“ Sechs bis acht Flaschen hat er da.

Die prämierten Tropfen aus Fernost kauft Buschmann eigens an, verkauft sie aber kaum. Einerseits trinken die Sportler nicht während der Turniere. Andererseits sind die Whiskys nicht ganz günstig: Wenn eine Flasche bis zu 350 Euro kostet, kann ich das nicht für 2,50 Euro pro Glas anbieten.“

Buschmann möchte daran arbeiten, die Tropfen besser zu vermarkten. Er plant, ein Whisky-Tasting im Alten Wasserturm auszurichten. Mit alten Tropfen in den alten Gemäuern.