Kontaktzentrum im Viertel
Reinald Schneider liebt besonders den Märchenbrunnen von 1897.
Zoo. „Im Sommer ist der Platz am Märchenbrunnen so beliebt, dass man einen Automaten mit Wartenummern aufstellen könnte“, scherzt Reinald Schneider. Er setzt sich mit dem Bürgerverein Sonnborn-Zoo-Varresbeck für Erhalt und Sanierung des Brunnens ein.
Der Märchenbrunnen ist in den Augen Schneiders „ideal“, „kaum mehr zu toppen“. Um das zu untermauern, hat er eine ganze Reihe von Kriterien für den Lieblingsplatz aufgestellt - die natürlich alle auf den Märchenbrunnen zutreffen. So soll der Platz geschichtsträchtig sein. Diese Vorgabe erfüllt der Brunnen, eingeweiht im November 1897, ohne weiteres.
Zweite Forderung: Man sollte die Jahreszeiten an den Pflanzen, die um den Platz herumstehen, ablesen können. Funktioniert bestens, da der Brunnen im Kreuzungsbereich von vier platanengesäumten Alleen liegt. Im Herbst pflanzt der Bürgerverein selbst Blumen an der Anlage, im Frühjahr und Sommer die Stadt.
Ein weiterer wichtiger Punkt: der Lieblingsplatz soll „kontaktfördernd“ sein. Ein Umschlagplatz also für Neuigkeiten und Tratsch, das kommunikative Zentrum des Viertels. Oder um es mit Schneiders Worten auszudrücken: „Wer auf der Bank sitzt, muss schon grimmig schauen, um nicht angesprochen zu werden.“ Hier ungestört ein Buch oder die WZ zu lesen, ist für Schneider schwer vorstellbar. „Man kommt sehr schnell mit den Leuten ins Gespräch.“
Vor allem aber muss der Platz reich an persönlichen Erlebnissen und Anekdoten sein. Dazu kann Schneider viel erzählen. Da war etwa die italienische Familie, die sich ihr Trinkwasser in mediterraner Tradition am Brunnen holte — obwohl das Schild „Kein Trinkwasser“ deutlich davor warnt. Oder das frisch verliebte Paar, das sonntagmorgens am Brunnen seinen Tisch mit Kaffee, Brötchen und Marmelade deckte und den perfekten Start in den Tag zelebrierte.