Mit Pfand Flüchtlingen helfen

Mit dem „Pfandraising“-Projekt wollen Wuppertaler Studenten Deutschunterricht finanzieren.

Foto: Stefan Fries

Südstadt. Mit Flaschenpfand Deutschunterricht für Flüchtlinge finanzieren — das will eine Gruppe Wuppertaler Studenten mit dem Projekt „Pfandraising“ ermöglichen. Das Motto: „Feier wild. Sei faul. Tu Gutes!“ Wer kennt es nicht? Die Pfandflaschen stapeln sich in der Abstellkammer oder fahren tagelang im Auto mit, da man sie jedes Mal im Kofferraum vergisst. Ohne Auto, sinkt die Motivation, das Leergut zurück zu bringen schnell. Mit riesigen Tüten voller Plastikflaschen oder Getränkekästen unterm Arm möchte kaum jemand freiwillig Bus fahren. Und hier setzt „Pfandraising“ an.

Die Soziologie-Studentinnen der Uni Wuppertal Laura Krämling (24) und Racel Bosbach (22) riefen das ehrenamtliche Projekt, bei dem man seine Pfandflaschen nicht nur bequem zu Hause abholen lassen kann, sondern dabei auch noch etwas Gutes tut, ins Leben. „Mit dem Geld, dass wir durch die Pfandrückgabe bekommen, werden wir Deutsch-Kurse für Flüchtlinge organisieren“, erklären die Bachelor-Studentinnen.

Auf die Idee zum „Pfandraising“ kamen die beiden jungen Frauen während einer Zugfahrt. „Racel und ich saßen gemeinsam in der Bahn, unterhielten uns über Flüchtlinge. Wir beide hatten Getränkedosen, die mit einem Pfand versehen waren, in der Hand. So kam uns die Idee, dass Pfand mit der Flüchtlingshilfe zu verknüpfen“, erinnert sich Krämling. Gemeinsam mit weiteren Studierenden organisieren sie den Pfand-Abholservice. Die Terminvereinbarung erfolgt über Facebook. Dort kann man sich für vorgegebene Tage anmelden und das Leergut abholen lassen. Mitmachen können alle Wuppertaler. Da die Studenten mit ihren privaten Autos unterwegs sind und die Spritkosten aus eigener Tasche zahlen, soll sich die Abholung lohnen. „Es sollte mindestens ein blauer Sack voller Flaschen sein.“

Der Erlös aus der Pfandrückgabe geht zu 100 Prozent in die Lehrmaterialien für die Flüchtlinge. Die Unterrichtsräume stellt die Sprachakademie der Uni kostenlos zur Verfügung. Nicht nur das Pfandsammeln wird von den Studenten übernommen, auch die Deutsch-Kurse sollen durch sie unterrichtet werden — ehrenamtlich natürlich. In Zusammenarbeit mit der „Uni Nachhilfe“ sollen die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer vorab qualifiziert werden.

„Das Ziel ist, dass den Flüchtlingen per Zertifikat ein Sprachniveau bescheinigt werden. Die Sprache ist wichtig für eine erfolgreiche Integration und den Einstieg in das Berufsleben“, erklärt Laura Krämling. Die erste Pfandaktion war mit über 100 Euro ein voller Erfolg. Zudem planen die Helfer einen Container auf dem Campus aufzustellen, in den Studierende ihr Pfand einwerfen können. Um das alles realisieren zu können, hoffen sie auf Sponsoren und Spenden und sind deswegen gerade dabei, „Pfandraising“ als gemeinnützigen Verein anzumelden.

Warum ist die Initiative überhaupt notwendig? Warum zahlt die Stadt nicht die Kurse? Laura Krämling kennt die Antwort: „Nur Flüchtlinge mit einer Aufenthaltserlaubnis haben Anspruch auf einen Sprachkurs. Für alle anderen, bei denen der Asylantrag noch in der Schwebe ist, möchten wir eine unkomplizierte Alternative bieten.“