Elberfeld Erinnerungen an die „ersten Umweltschützer“
Elberfeld · Die Reihe „Park des Monats" führt am Sonntag auf den Friedrichsberg und zeigt das Erbe der Von der Heydts.
. Dass Wälder eine „Lungenfunktion“ für Städte haben, erkannte Freiherr August III. von der Heydt (1851-1929) schon vor weit mehr als 100 Jahren. Ob Königshöhe oder Mirker Hain – viele ehemalige Parkanlagen, die die Wuppertaler heutzutage eher als Wälder wahrnehmen, sind mit dem Namen seiner Familie und dem Elberfelder Verschönerungsverein, dessen Vorsitzender er lange Jahre war, verbunden. Auch den Friedrichsberg und den Königstann hat die Stadt ihnen zu verdanken. Albert Vosteen, ehemaliger Leiter der Städtischen Forstbehörde, führt in der Veranstaltungsreihe „Park des Monats“ am Sonntag, 14. Oktober, ab 14 Uhr dorthin.
Eine eher unbekannte Ecke Wuppertals, erklärt Vosteen. „Die aber einiges zu bieten hat, auch wenn im Zweiten Weltkrieg vieles zerstört wurde.“ So könnten sich die Besucher bei tollen Wetteraussichten auf „urige, märchenhafte Bäume“ und einige Relikte freuen, verspricht Vosteen, der sich intensiv mit der Geschichte des Areals befasst hat.
Die Parkanlage auf dem Friedrichsberg hatte der Verschönerungsverein Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts angekauft, geplant und entwickelt – nach 500 Jahren Waldausplünderung und -zerstörung im Rahmen der Frühindustrialisierung, wie Vosteen erklärt. Wie auf einem Burgberg legte der Verein auf dem höchsten Punkt dort den „Goetheplatz“ – an den Rändern mit abgerundeten Natursteinmauern wie eine „Bastion“ befestigt – an. Eingeweiht wurde die „Anlage Friedrichsberg“ 1878 mit einem großen Gedenkstein, der heute noch am „Goetheplatz“ liegt.
Auch die Stadt Elberfeld kaufte Restwaldflächen, um sie der Baulandspekulation zu entziehen und für die Nachwelt zu erhalten. Ähnlich wie an der Königshöhe. „Die beiden Gebiete sind schon zu vergleichen“, sagt Vosteen. Die Einwohnerzahl der Stadt Elberfeld verachtfachte sich im 19. Jahrhundert. Viele Wälder im Tal waren bereits für die Schaffung neuer Baugebiete abgeholzt worden. Der Verein wollte da entgegenwirken. „Übrigens auch wie die Verschönerungsvereine in Barmen und Ronsdorf“, weiß Vosteen. „Sie waren im Prinzip die ersten Umweltschützer.“ Das Projekt „Friedrichsberg“, für das Stadtgärtner Fritz Rohde, den Plan entworfen hatte, nahm allerdings erst Fahrt auf, als der Verschönerungsverein im Jahr 1895 den Gartentechniker Ruprecht eingestellt hatte. Die vielen Parkwege, die Alleen, die Aussichtspunkte, die Bepflanzungen, das Goethe-Denkmal und das Rondell wurden in den Folgejahren gebaut. Der Elberfelder Stadtplan von 1901 zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt schon alle Wege fertig waren.
Der Friedrichsberg ist für viele Wuppertaler noch unbekannt
Der nördliche Teil der Anlage Friedrichsberg – von dem man einen schönen Blick über Elberfeld hat – kam erst im Jahr 1908 hinzu, als die Villa Freytag mit 23 Morgen (57 500 Quadratmeter) Hochwald angekauft wurde. Zum 300-jährigen Geburtstag der Stadt Elberfeld wurde der Parkteil Villa Freytag durch den Verschönerungsverein gestiftet und eine Erinnerungstafel angebracht. Diese ist heute noch zu sehen. Die Villa Freytag überlebte die Bombenangriffe 1943 allerdings nicht.
Am Sonntag steht noch eine weitere ehemalige Besitzung von der Heydts auf dem Programm: Der „Königstann“. Auch diese gut 7,5 Hektar große Waldparkanlage hatte er durch den Kauf „gerettet“. Die „Tannen“ aus der von der Heydt-Zeit seien zwar nicht mehr vorhanden, so Vosteen, dafür aber noch einige alte Buchen und Eichen, einige Grenzsteine mit seinen Initialen und ein riesiger Findling mit dem Namen „Königstann“. Den Abschluss der Wanderung bildet der 260 Jahre alte Buchenbestand am Jung-Stilling-Weg, der bereits im Mittelalter die Gemarkungsgrenze zwischen Elberfeld und Cronenberg markierte und einer der ältesten Buchenbestände in Deutschland ist.
Michael Felstau, Mitinitiator der Reihe „Park des Monats“, freut sich jedenfalls schon auf Sonntag. Denn auch, wenn er als Mitglied im Förderverein Historische Parkanlagen natürlich gut über das „Grün“ in Wuppertal informiert ist: „Den Friedrichsberg kenne ich auch noch nicht.“