Sonnborner müssen weiter auf Nahversorger warten
Mögliche Interessenten brauchen mehr Platz. Die Verwaltung schreibt das Projekt europaweit aus.
Sonnborn. Ein Stadtteil ohne echten Nahversorger? Die Sonnborner leben seit gut zehn Monaten mit dieser Situation, seitdem der Edeka-Markt an der Sonnborner Straße seine Pforten schloss. Der Aufschrei war groß, die Meinungen — ob bei Anwohnern, Bürgerverein oder Lokalpolitikern — einhellig: „Wir brauchen einen Nachfolger.“ Doch wie am Mittwoch in der Sitzung der Bezirksvertretung deutlich wurde, werden die Sonnborner noch länger warten müssen: Von Seiten der Verwaltung und Politik wird es keinen Schnellschuss geben, das Projekt wird europaweit ausgeschrieben.
Hintergrund ist, dass die derzeitigen Räumlichkeiten für mögliche Interessenten definitiv zu klein sind. „Mindestens 800 Quadratmeter sind erforderlich“, erklärten gestern Dirk Kasten und Marc Walter vom Ressort Bauplanung der Stadt. Einbezogen werden soll deshalb auch die Fläche am Sonnborner Ufer mitsamt den bereits vorhandenen Parkplätzen. Dafür ist aber ein neuer Bebauungsplan notwendig, für dessen Einleitung die Lokalpolitiker gestern ihre Empfehlung gaben.
Der Geltungsbereich wird zwischen Sonnborner Straße und Sonnborner Ufer liegen, abgegrenzt durch den Rutenbecker Weg auf der einen und den Platz des SC Sonnborn auf der anderen Seite. Wie Kasten verriet, hat es schon einige Gespräche mit Interessenten gegeben.
Allein das Wort „europaweit“ reichte allerdings am Mittwoch, dass sich die zahlreich anwesenden Anwohner in der Sitzung von einer schnellen Lösung gedanklich schon einmal verabschiedeten. „Das wird doch ewig dauern, oder?“, fragten einige Besucher besorgt nach. Auf einen möglichen Zeitplan wollten sich die beiden städtischen Vertreter allerdings gar nicht festnageln lassen, eben weil das Verfahren noch ganz am Anfang stehe. Zudem gehe es nicht nur um städtische, sondern an der Sonnborner Straße auch um Privatgrundstücke. Bereits im Vorfeld habe es aber Gespräche gegeben, eine Arbeitsgruppe findet sich heute zusammen, um über die Kriterien der Ausschreibung zu beraten.
„Im Sommer“, ließ sich Dirk Kasten entlocken, hoffe man auf eine Entscheidung. Durch die europaweite Ausschreibung und den resultierenden vorhabenbezogenen Bebauungsplan sei man auf der sicheren Seite. Der Investor müsse die Vorgaben dann auch „eins zu eins“ umsetzen. Immer wieder betonten auch die Lokalpolitiker um Bezirksbürgermeisterin Christa Kühme (CDU): „Wir suchen die bestmögliche Lösung für Sonnborn.“ Es gehe dabei nicht um den Nahversorger allein. Sonnborn befinde sich in einer Abwärtsspirale, die Planung könne den Stadtteil wieder nach vorne bringen, „ein neues Sonnborn entstehen“. Der Haupteingang des möglichen neuen Supermarktes soll auch weiterhin an der Sonnborner Straße liegen. Die Verwaltung, so Walter, werde gerade deshalb „auf eine ansprechende Architektur“ achten.
Bei den Sonnbornern kam die Ankündigung, dass es mit einem Nahversorger noch dauern wird, zunächst nicht ganz so gut an. Während die Lokalpolitiker die weitere Tagesordnung abarbeiteten, wurde vor dem Presseraum des Stadions am Zoo eifrig diskutiert. Einige zeigten aber auch Verständnis, dass sich die Stadt absichern will. „Es geht schließlich um eine dauerhafte Lösung“, erklärte Anwohnerin Nicole Kohl-Müller. Sonnborn habe die Entwicklung bislang verschlafen. „Jetzt geht es darum, ein optimales Gesamtkonzept für den Stadtteil zu entwickeln.“