„Es reicht mit der Bebauung“
Häuser versus Natur: Bürger sehen die Siedlungsentwicklung zunehmend kritisch.
Ronsdorf. Die März-Revolutionäre werden um eine Spur kampfbereiter gewesen sein, als sie sich "Trotz alledem" auf die Fahnen schrieben. Doch immerhin, trotz Regen und Wind stand das "Bündnis Heusiepen" am Samstag Spalier vor der Ronsdorfer Post, um Unterschriften zu sammeln. "Wir haben noch nicht, würden aber gerne unterschreiben", sagt das Ehepaar Triep und greift zum Stift. Es reiche mit der Bebauung, finden sie und setzen ihren Namen auf eine Liste, die mittlerweile weit mehr als 3000 Unterschriften aufweist.
Die Siedlungsentwicklung in Ronsdorf wird von den Bürgern zunehmend kritisch gesehen. Wie bereits vor Jahren an der Luhnsfelder Höhe liegt das Augenmerk auf dem Westen des Stadtbezirks, wo die Planer der Natur Fläche für neue Häuser abringen wollen. Aktuelles Objekt der Begierde ist das Dreieck zwischen Heidter Straße, Rädchen und Ronsdorfer Talsperre, wo ein Riegel von sechs Mehr- und drei Einfamilienhäusern entstehen soll.
Die dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser mit einer Seitenlänge von immerhin 22 Metern will der Bauträger Pro Objekt, ein Partner der Stadtsparkasse, im Sinne des Schöner-Wohnen-Konzeptes mit großzügigen, luxuriösen Eigentumswohnungen ausstatten. Lockruf der Anbieter ist die schöne Landschaft, an der sie indessen selbst nagen.
Dass die geplante Gebäudefront Altsiedlern den Blick auf die Natur versperren wird, ist ein Stein des Anstoßes. "Bei der Sitzung der Bezirksvertretung im Mai 2007 war von einer lockeren Bebauung mit fünf Sichtfenstern die Rede", sagt Haimo Bullmann, Sprecher der im vergangenen Oktober gegründeten Initiative "Bündnis Heusiepen". "Geblieben sind nun aber nur zwei Sichtfenster mit Blick auf Gewerbegebiet."
Zweites Argument des Bündnisses ist die Tatsache, dass im Baugebiet der Heusiepen-Bach entspricht. Dort befinden sich geschützte Biotope, die der Stadt immer wieder Anlass waren, den eingesessenen Ronsdorfern jegliche Veränderungsmaßnahmen zu untersagen.
Davon betroffen war und ist auch Harald Auer, der im Einzugsbereich der Quelle Grundstücke in der Größe von etwa 3,5 Hektar besitzt. Dass diese als Streuungswiesen einen ökologischen Ausgleich für andernorts kassierte Natur ergeben sollen, bezeichnet er als "eine Luftnummer". Remscheid etwa lehne so ein Verfahren ab, weil die Stadt wisse, dass sich kein Mensch mehr um Streuungswiesen kümmere.
Auf 700 Unterschriften hat die Initiative ursprünglich gehofft, nun ist es ein Vielfaches. Bullmann sieht darin einen Hinweis, dass es den Ronsdorfern schlichtweg reiche mit der Gängelung. "Die JVA, nun die Schließung des Schwimmbades - es nimmt kein Ende. Wir fühlen uns vom Stadtrat überfahren."