Staudengärtnerei wird 125 Jahre alt

Anja Maubach ist stolz auf das Erbe ihres Urgroßvaters. Für sie sind Gärten längst zur Leidenschaft geworden.

Ronsdorf. Dass die Kärtchen weit über 100 Jahre auf dem Buckel haben, ist ihnen kaum anzusehen. Sehr detailreich hat Georg Arends darauf etwa verschiedene Apfelsorten gezeichnet. Oder Birnen. In den 1880er Jahren brachte er sie zu Papier. „Sehen Sie nur, wie frisch die Farben wirken“, sagt Anja Maubach und zeigt stolz die Werke ihres Urgroßvaters. Auch ein Notizbuch, ebenfalls mit vielen Zeichnungen, hütet sie wie einen Schatz. Während sich draußen der Schneeregen mit dem normalen Niederschlag abwechselt, spricht die 49-Jährige in einem der schmucken Häuschen der Staudengärtnerei Arends Maubach über das Jubiläum des Betriebs.

Ziemlich genau 125 Jahre ist es her, als Georg Arends seine Zelte an der Monschaustraße in Ronsdorf aufschlug. Einige Stationen hatte er da schon hinter sich, und das mit gerade Mitte 20. So war er unter anderem in England aktiv, dem Paradies für alle Gartenfreunde. „Damals gab es noch eine ganz andere Achtung vor Pflanzen“, sagt Anja Maubach. Was heute gang und gäbe sei, exotische Pflanzen auch anderswo zu züchten, war damals die große Ausnahme. „Wenn es damals gelang, solch eine Pflanze hier nachzuzüchten, hatte man wirklich ein Stück Japan nach Wuppertal geholt.“

In Ronsdorf, ausgerechnet im eher rauen Klima des Bergischen Landes, fand Arends den idealen Standort für seine Gärtnerei. Stauden hatten es dem Essener, dessen Familie dort bereits eine Gärtnerei besaß, zeitlebens angetan. Deshalb gefiel es ihm auch in Triest, eine seiner weiteren Stationen, mit seinem Mittelmeercharme eher nicht.

„Als Mensch findet man Pflanzen einfach entschleunigend“, sagt seine Urenkelin, die schon früh in die familiären Fußstapfen trat. Sie studierte Gartenarchitektur, unter anderem ein Jahr in England, und wohnt inmitten der Gärtnerei. Die Anlage wirkt längst nicht wie auf dem Reißbrett durchgeplant. Von den ursprünglichen Gebäuden und Gewächshäusern ist noch vieles erhalten. Auch die Beete wirken nicht wie mit dem Maßband gezogen.

„Die Natur lehrt einen, dass man nicht alles kontrollieren kann“, sagt Maubach mit einem flüchtigen Blick nach draußen. Als Gartenfan scharre sie natürlich jetzt schon mit den Hufen, wenn es endlich wieder raus ans Arbeiten gehe. Aber auch der Winter habe seine Vorteile, sagt Maubach. Für sie und ihr Team biete er eine Pause vom mitunter stressigen Alltag einer Gärtnerei.

Denn sobald es draußen grünt, wird es wieder voll an der Monschaustraße. Maubach zeigt alte Fotos, auf denen bereits vor Jahrzehnten Busladungen von Menschen zu sehen sind, die den Betrieb besichtigen und natürlich auch etwas kaufen wollen. „Das Besondere ist ja, dass hier alle ihrer Arbeit nachgehen, während der Besuch bei der Produktion dabei ist.“

Maubach ist überzeugt, dass die Wertschätzung für den Garten auch hierzulande wieder zugenommen hat — und weiter steigen wird. Für den Satz „Ich geh’ gärtnern“ werde man in Zukunft dann auch sicher nicht mehr belächelt, ist die Ronsdorferin sicher. „Die Leute gucken nicht mehr nur bei uns oder zum Beispiel bei der Offenen Gartenpforte, wie schöne Gärten aussehen. Sie fangen an, selbst etwas für ihren Garten zu tun.“ Welche Beschaffenheit der Boden hat oder wie groß das Gelände sein muss, sei dabei erst einmal zweitrangig. „Das wäre ja genauso, als wenn man fragt: Wie groß muss ein Raum sein, damit ich glücklich bin.“