Schule Schüler werden zu Tontechnikern
Vohwinkel. · Eine neues Mischpult schafft in der Gesamtschule beste Voraussetzungen für Musikfreunde.
Wenn Lehrer Manfred Dahlhaus die neueste Attraktion im schuleigenen Tonstudio einschaltet, ist bereits das sanfte Brummen des großen Netzteils Musik in seinen Ohren. Auch beim Aufleuchten der alten Relais schlägt das Herz des erfahrenen Tontechnikexperten höher. Seit einigen Wochen hat das Studio mit einem seltenen ACE-Mischpult prominenten Zuwachs bekommen.
Das analoge Schätzchen mit 32 Kanälen wurde im Zuge einer Studioauflösung von einem ehemaligen Schüler gestiftet. Zwar hat das gute Stück bereits rund 35 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch voll funktionsfähig. In der Musikszene sind solche großen Analogmischpulte wegen ihres satten Sounds heiß begehrt – und entsprechend kostspielig. Rund 300 000 D-Mark hat das Pult nach Schätzung von Manfred Dahlhaus ursprünglich gekostet. Auch heute würden dafür noch Liebhaberpreise gezahlt. Entsprechend groß ist die Freude an der Gesamtschule über das großzügige Geschenk.
„Für uns ist das ein riesiger Glücksfall“, betont Manfred Dahlhaus. Er ist gerade mit einer Grundüberholung des Pults beschäftigt. Dabei werden die Kanalzüge nach und nach ausgebaut und einzeln gereinigt. Auch die Bedienknöpfe aus Kunststoff müssen von Schmutz befreit werden. Praktischerweise können sie von den Reglern abgezogen werden und landen dann in der Spülmaschine. „Bei etwa 400 Knöpfen und Schaltern wären wir sonst ganz schön lange beschäftigt“, sagt Dahlhaus schmunzelnd.
Was auf den ersten Blick recht kompliziert aussieht, ist für das Erlernen der tontechnischen Grundprinzipien ein großer Vorteil. „Bei einem Analogpult liegt im Gegensatz zu einem Digitalpult alles auf einer Ebene“, erläutert der Musiklehrer. Dadurch sei das Erfassen der Zusammenhänge deutlich leichter. Die Schüler wissen das zu schätzen und freuen sich schon auf die ersten Erfahrungen mit dem neuen Pult.
Für die Schuler ein Ausflug
in die analoge Welt
Der 16-jährige Max war bisher etwa hauptsächlich in der digitalen Musikwelt unterwegs. „Es wird spannend, herauszufinden wie die analoge Technik funktioniert und klingt“, findet er. „Sonst gibt es ja kaum eine Chance, mit so einem Pult zu arbeiten“, sagt seine Mitschülerin Karina (17). Sie spielt Querflöte und ist ein Fan von Musik aus den 80er und 90er Jahren. „Die alten Stücke und auch die frühere Analogtechnik sind bei jungen Leuten durchaus wieder gefragt“, weiß Manfred Dahlhaus.
Im auch sonst gut ausgestatteten Tonstudio der Schule kann das mit den digitalen Möglichkeiten ideal ergänzt werden. Überhaupt dürfen sich junge musikalische Talente hier völlig frei entfalten. „Das Studio wird ständig genutzt“, freut sich Manfred Dahlhaus, der das Projekt ins Leben gerufen hat.
Im Regieraum bestimmen Mikrophone, Lautsprecher, Computer und natürlich das Mischpult das Bild. „Wir können dadurch 32 Spuren gleichzeitig aufnehmen, so dass sogar für unser Schulorchester das gemeinsame Einspielen von Songs möglich ist“, erklärt Dahlhaus. Außerdem dürfen natürlich die Schulbands das Studio nutzen. Aufgenommen wird im Klassenraum nebenan, der mit dem Studio verkabelt ist.
Die Idee des Pädagogen kam sofort gut an. „Ich habe bei der Schulleitung offene Türen eingerannt“, erzählt Dahlhaus. Die Vermittlung des musikalischen und tontechnischen Wissens kann etwa bei der Beschallung von schuleigenen Festen oder Konzerten Früchte tragen kann.
Das Tonstudio ist ein fächerübergreifendes Projekt. „CD-Booklets oder Bandlogos werden im Kunstunterricht erstellt oder die Texte in Deutsch und Englisch erarbeiten“, erklärt Dahlhaus. Und: Die Themen Vertrieb und Verkauf seien für den Fachbereich Wirtschaft interessant.