Krippenspiel: Wo Josef ein Mädchen ist
20 Kinder und Jugendliche üben derzeit für ihren großen Auftritt an Heiligabend in der Kirche Goerdelerstraße.
Vohwinkel. „Jetzt sagt ihr alle gleichzeitig einen Satz aus eurer Rolle“ — Pfarrer Armin Lange ist geduldig, doch das Gemurmel der jungen Akteure lässt den Geistlichen deutlicher werden. „Das geht bestimmt lauter, die Leute müssen euch ja verstehen können“, fordert er die Truppe auf. Und tatsächlich: Nach mehreren Anläufen klingen die angehenden Darsteller der Weihnachtsgeschichte selbstbewusst.
Beim Krippenspiel für den Weihnachtsgottesdienst in der Evangelischen Kirche Goerdelerstraße werden die Vorbereitungen ernst genommen. Dazu gehört das Training der richtigen Aussprache. Gerade laufen die Proben und die 20 Beteiligten zwischen sieben und 15 Jahren fiebern dem Auftritt an Heiligabend entgegen. „Das hat in der Gemeinde Tradition und wir versuchen, in jedem Jahr etwas Neues zu bieten“, sagt die Organisatorin der Aufführung, Mareike Biela.
Diesmal liegt der Schwerpunkt auf den Ausrufern des Kaisers Augustus. Aber auch die klassischen Figuren wie Maria und Josef oder die Hirten auf dem Feld sind mit von der Partie. Für die Rollen wurde bereits der Text gelernt, jetzt geht es an die Feinarbeit. Der Ablauf, aber auch Mimik und Gestik müssen wie bei einem Theaterstück sitzen. Dafür üben die jungen Mitspieler an jedem Adventswochenende und dann bei einer Generalprobe mit den passenden Kostümen. Zum Aufwärmen gibt es Atemübungen, die allerdings zuerst für allgemeine Heiterkeit sorgen. „Das machen Schauspieler auch so“, erklärt Armin Lange den Sinn der Aktion.
Im Ensemble sind einige Akteure länger dabei und haben Erfahrung. Die 13-jährige Lea spielt Maria und möchte die Beteiligung beim Krippenspiel nicht missen. „Es ist toll, mit Freunden etwas auf die Beine zu stellen“, sagt sie. So sieht es auch ihre gleichaltrige Freundin Alicia, die den Josef spielt.
Dass männliche Rollen auch von Mädchen gespielt werden, liegt daran, dass sich die jungen Herren beim Krippenspiel rar machen. Zu den wenigen gehören Marco und Felix (beide 15). Sie machen schon seit der Grundschule mit. In diesem Jahr arbeiten sie als Betreuer, geben Tipps oder soufflieren bei vergessenem Text. „Das macht wirklich viel Spaß und ist eine schöne Gelegenheit, die Adventszeit sinnvoll zu nutzen“, sagt Marco.
Eine Premiere wird das Krippenspiel für Inessa. Die Achtjährige ist aufgeregt, freut sich aber auf ihren Auftritt als Weihnachtsengel. Bis dahin ist noch viel zu tun. Kostüme müssen genäht und die Kulissen aufgebaut werden. „Das ist Arbeit, aber wenn alles klappt, auch ein tolles Gefühl“, sagt Mareike Biela. Sie muss ab und zu streng werden, wenn die Krippenspieler lieber auf dem Handy tippen, als sich auf die Rolle zu konzentrieren. Dennoch soll der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen. Der Lohn für die Mühe ist der große Moment an Heiligabend in der voll besetzten und festlich erleuchteten Kirche.