Mehr Sicherheit im neuen Stellwerk
Elf Fahrdienstleister werden derzeit in Vohwinkel für ihre Arbeit geschult, die nach der Sperrung in den Sommerferien fast nur noch auf Monitoren stattfindet.
Vohwinkel. Das Weichensymbol blinkt rot auf dem Monitor und zeigt eine Störung an. Kurze Zeit später ertönt auch ein akustisches Warnsignal. Jetzt muss Marko Schüler schnell handeln. Mit den richtigen Mausklicks sperrt der Fahrdienstleiter die Strecke und lässt den dafür vorgesehenen Zug in den nächsten Bahnhof zurücksetzen. Schließlich stellt eine defekte oder falsch eingestellte Weiche ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Für die Fahrgäste bedeutet das unter normalen Umständen natürlich eine Verzögerung. An diesem Vormittag kommt aber niemand zu spät. Bei der Aktion handelt es sich um eine Simulation.
In einem Container am Vohwinkeler Bahnhof werden die Fahrdienstleiter derzeit für ihre Arbeit im neuen Stellwerk an der Bahnstraße geschult. Die technischen Bedingungen sind dem modernen Einsatzort in 400 Meter Luftlinie weitgehend nachempfunden. Hier soll am 30. August um 4.30 Uhr der erste Arbeitstag beginnen. Damit alles reibungslos läuft, werden die Fahrdienstleiter auf ihre Aufgabe in der neuen Umgebung akribisch vorbereitet. „Wir wollen gerade Störungsfälle simulieren, damit unsere Mitarbeiter wissen, wie sie damit umgehen müssen“, erklärt Roger Enkel, Bahn-Bezirksleiter für den Betrieb im Wuppertaler Raum. Dafür gibt es spezielle Programme. Mit ihnen werden auch Probleme bei Signalanlagen oder bei der Ausleuchtung durchgespielt. Im Regelbetrieb laufe dagegen schon vieles automatisch.
Statt vor der großen elektronischen Anzeigetafel im alten Stellwerk sitzen die Fahrdienstleiter künftig vor mehreren Computermonitoren. Dabei ist die Farbsymbolik gleich geblieben. Gelb steht für eine freie Strecke, mit Rot wird eine Belegung symbolisiert. Trotzdem ist die Umstellung auf die digitale Technik eine Herausforderung. Das neue System ist schneller und effizienter und verlangt höchste Konzentration. „Für uns ist das schon gewöhnungsbedürftig“, berichtet Marko Schüler. Daher soll die vierwöchige Schulung für ihn und seine elf Kollegen Routine bringen. Im Notfall gibt es zwei automatische Sicherheitsstufen, die anschlagen, wenn Gefahr im Verzug ist. Eingaben werden vom System auch direkt abgelehnt, falls sie ein Risiko darstellen. „Das gab es so im alten Stellwerk nicht und bringt zusätzliche Sicherheit“, sagt Roger Enkel. Trotzdem sollen sich die Fahrdienstleiter ihrer großen Verantwortung immer bewusst sein. In wenigen Wochen werden ihre Mausklicks keine Simulation mehr sein. „Es muss einem klar sein, dass man echte Züge bewegt“, betont Marko Schüler. „Das hier ist kein Computerspiel“, ergänzt sein Kollege Carsten Weigel.
Die Bahn weist darauf hin, dass es zum neuen Stellwerk keine Alternative gebe. „Die alte Technik stammt noch aus den 60er Jahren und ist überholt“, betont Roger Enke. Mit der Anlage an der Bahnstraße wird demnächst der komplette Zugverkehr im Bereich gesteuert. Sie ersetzt die alten Stellwerke in Gruiten, Wuppertal Hauptbahnhof und Vohwinkel. Im Inneren des Modulbaus befinden sich mit modernster Technik vollgestopfte Schränke. Das Herz besteht aus einem Kernsystem mit zweimal drei Servern. „Mit der neuen Technik haben wir viel mehr Möglichkeiten“, sagt Marko Schüler. Jedes Gleis könne in jede Richtung befahren werden. Das soll auch helfen, Verspätungen zu vermeiden. Dafür ist allerdings ein riesiger Aufwand notwendig. Insgesamt werden bis zur Inbetriebnahme 387 Signale aufgestellt, 98 Weichen angeschlossen und 374 000 Meter Kabel verlegt. Die Deutsche Bahn investiert mehr als 32 Millionen Euro in die Modernisierung. “ S. 18/24