Schwertransport für Vohwinkels lange Leitung
Seit Montag werden Rohrstücke für den künftigen Regenkanal an der Herderstraße geliefert.
Vohwinkel. "Noch etwa 20 Minuten." Michael Kalz rinnt das Wasser in kleinen Bächen vom Bauhelm: Es regnet nicht, es schüttet. Der WSW-Projektleiter steht an der Herderstraße, im Matsch der Baustraße, und schaut auf die Uhr: 22.27 Uhr, später Montagabend. "Genau das richtige Wetter für diesen Transport", scherzt Kalz - und in gewisser Weise passt es, dass die erste Lieferung der riesigen Rohrstücke für den Bau des Regenwasserkanals im Vohwinkeler Norden bei Wuppertaler Schmuddelwetter ankommt. Per Schwertransport sollen die Kolosse aus dem Rohrwerk im westfälischen Hünxe über die Autobahn zur Herderstraße gelangen.
Nur zwei Rohrstücke sind es, doch jedes ist fast 50 Tonnen schwer und wiegt damit ungefähr so viel wie 50 Kleinwagen zusammen. An diesem Abend wartet Michael Kalz gespannt auf ihre Ankunft. Jetzt, kurz vor Mitternacht wirkt die Großbaustelle für den künftigen, 750 Meter langen Regenrückhaltekanal vom Regenbecken Lokschuppen in Richtung Goetheplatz verwaist, doch gebohrt und gebaggert wurde an der Herderstraße schon reichlich: Der Kanal soll in 23 Metern Tiefe verlegt werden, "zurzeit sind wir auf knapp 20 Metern", erläutert Kalz.
Eine knappe halbe Stunde später kündigen in Hammerstein gelbes Blinken und das Blaulicht der Polizeibegleitung die Ankunft des Transports an. So richtig riesig wirken die Rohrstücke zunächst gar nicht. Auf die "Schwerlast-erprobten" Vohwinkeler, von denen seinerzeit viele als Zuschauer die nächtlichen Anlieferungen der Gerüstteile für die Schwebebahnhaltestelle verfolgt haben, mögen die runden Betonteile eher wie überdimensionierte Konservenbüchsen wirken.
Doch der Eindruck täuscht. Die beiden Zylinder sind zwar nicht besonders lang, aber sehr breit: Jedes Rund aus Stahlbeton hat einen Durchmesser von 4,20Meter. Dieses Maß lässt die Fahrt über Kaiserstraße, Goethe- und Herderstraße zu einem kleinen Abenteuer werden. An der Kreuzung Grotenbecker Straße kommt der Konvoi für einen Moment ins Stocken, an der Einbiegung zur Goethestraße geht minutenlang gar nichts mehr. Doch dann kriegt der Transport buchstäblich die Kurve. Meter für Meter schiebt er sich vorwärts und erreicht wenig später die Baustelle.
Dort ist das Abladen vergleichsweise ein Kinderspiel: Der schwere Seilbagger hebt die beiden Rohrstücke nacheinander vorsichtig von den Wagen, nebeneinander werden sie an der Baugrube am östlichen Rand des Park & Ride Parkplatzes gelagert. Bis zum kommenden Freitag soll es jede Nacht zwei Transporte von je zwei Rohrstücken geben - tagsüber wird an der Ecke Herderstraße/Homannstraße weiter mit viel Getöse im felsigen Untergrund gebohrt. "In zwei Wochen hat der Krach ein Ende", sagt Michael Kalz. Voraussichtlich dann wird die eigentliche Kanalbaustelle eingerichtet, werden nach und nach die Einzelteile zur "Rohrleitung" verarbeitet. Doch bis dahin müssen noch etliche der schweren Rohrstücke zur Baustelle kommen.
Gegen 0.15 Uhr verlassen die Transporter das Gelände. Michael Kalz wirkt zufrieden - problemlos ist die erste Lieferung verlaufen. Die erste von mehr als 200 bis Ende Oktober.