Wuppertaler Wendepunkte Eine neue Chance für Solaranlagen auf Denkmälern in Wuppertal

Wuppertal · Jochen Braun erklärt, wie sich die Stadtverwaltung für die Energiewende aufstellen muss.

Mit einem neuen Erlass des Landes werden mehr Solaranlagen auf denkmalgeschützten Häusern möglich, sagt Ressortleiter Jochen Braun.

Mit einem neuen Erlass des Landes werden mehr Solaranlagen auf denkmalgeschützten Häusern möglich, sagt Ressortleiter Jochen Braun.

Foto: dpa/Marijan Murat

In Wuppertal gibt es rund 4500 Baudenkmäler. „Das Thema Solar wird dort jetzt ein Stück einfacher“, verspricht Jochen Braun, Ressortleiter Bauen und Wohnen bei der Stadtverwaltung. Denn das Land NRW hat das Gesetz verändert. „Da wusste noch keiner, was das genau bedeutet. Aber seit einigen Tagen gibt es einen Erlass dazu, der uns sagt, wie wir damit umgehen sollen. Das führt dazu, dass das an vielen Stellen funktionieren wird.“

Zwei geschützte Güter, Kultur und Klima, stünden nun nicht mehr auf Augenhöhe. „Früher haben Gerichte bestätigt, und wir haben viele Verfahren geführt, dass das Dach die fünfte Fassade ist. Gerade in Wuppertal guckt man immer von irgendwo drauf. Das kann jetzt nicht mehr so gelten.“ Es zähle der öffentliche Raum, also die Straße vor dem Haus – nicht mehr der Nachbar mit Blick aus dem Dachfenster oder die Aussicht vom Turm auf der Hardt, von dem eine Photovoltaik-Anlage noch sichtbar wäre. „Damit öffnet sich jetzt eine Tür.“

Damit gebe es zum Beispiel neue Möglichkeiten für ein Projekt am Arrenberg. „Das ist bis jetzt immer gescheitert, weil viele Häuser im Kern Denkmale sind und das mit einer PV-Anlage schwierig war. So machte eine Vernetzung im Quartier keinen Sinn. Das wird jetzt anders.“ Die Stadtwerke begleiten das Projekt, die Gespräche werden intensiviert.

Um zu sparen, hat die
Stadt Personal abgebaut

In den vergangenen Jahren wurde in verschiedenen Bereichen der Verwaltung Personal abgebaut, um Geld zu sparen und „uns finanziell auf die Beine zu stellen“, sagt Jochen Braun. „Das ist erst einmal gelungen. Die Kehrseite der Geschichte ist, dass wir an vielen Stellen Strukturen abgebaut haben, die wir jetzt bräuchten. Es gibt Dinge, die könnten viel schneller gehen.“ Nun würden Prioritäten gesetzt und nachgesteuert, intern sei der Wandel schon sichtbar. „Dafür steht unser Oberbürgermeister und die Verwaltung steht hinter ihm.“

Dabei geht es nicht nur um Solar auf Denkmälern. „Ansonsten brauchen Sie uns gar nicht. Eine PV-Anlage ist genehmigungsfrei, allerdings nicht regelfrei.“ Er empfiehlt, die Bürgerberatung Bauen zu nutzen, um die Bürokratie jenseits der Stadtverwaltung zu meistern. „Der regulatorische Überbau ist ein Thema, bei dem wir alle gefragt sind“, sagt Andreas Brinkmann von den Stadtwerken. „Wir müssen überprüfen, ob unsere Prozesse geeignet sind, die Energiewende zu unterstützen.“

Vorstand Markus Hilkenbach erzählt, dass sich die WSW nicht nur mit Kundenanlagen befassen, sondern auch mit größeren Freiflächen-PV-Anlagen, beispielsweise entlang der A 46. „Die laufen wie jedes andere Bauvorhaben in ein Antragsverfahren. Ist es vorstellbar, dass es für solche Projekte der Daseinsvorsorge, mit einem übergeordneten Ziel, andere Verfahren gibt?“ Das kann Jochen Braun sich derzeit nicht vorstellen, das Verfahren sei wie bei einem Wohn- oder Gewerbegebiet. „Am Ende ist der Souverän dieser Stadt der Rat. Er kann Prioritäten setzen. Nur darüber wird es funktionieren, gerade für solche Anlagen im Außenbereich.“ Er hat der Verwaltung bereits das Ziel gesetzt, ab 2022 jährlich 25 kommunale Gebäude oder Flächen mit Solaranlagen auszustatten. Im ersten Jahr wird es nicht erreicht.