Vor 80 Jahren gewann Herbert Runge Gold
Der Boxer und gelernte Metzger aus Elberfeld siegte im Schwergewicht.
Bei den Olympischen Spielen in Rio finden die deutschen Boxer in der Berichterstattung kaum noch Beachtung. Als der 1913 in Elberfeld geborene Herbert Runge bei den Olympischen Spielen in Berlin die Goldmedaille im Schwergewicht gewann, da gehörte der Faustkampf noch zu den Kernsportarten der Spiele. Und so zählte der gelernte Metzger aus Wuppertal auch zu den gefeierten Stars der Olympischen Spiele von Berlin.
Im Elberfelder Boxclub (EBC) hatte Runge das Boxen erlernt. In den 1930er und 1940er Jahren dominierte er das Amateurboxen in Deutschland. Achtmal wurde er Deutscher Meister, bei Box-Europameisterschaften stand er dreimal auf dem Podest. Doch seinen größten Kampf bestritt er am Abend des 15. August 1936, als er den Argentinier Guillermo Lovell nach Punkten besiegte. Er hatte den Argentinier sogar niedergeschlagen. Mit seinem offensiven Boxstil — das belegen historische Fotos und Filmaufnahmen — beeindruckte der zum Zeitpunkt des Kampfes erst 23 Jahre alte Elberfelder die internationalen Punktrichter.
Mit einem K.o in der ersten Runde gegen den Tschechen Rudolf Kuss und einem Punktsieg gegen den Briten Vincent Stuart boxte sich Runge bis ins Finale. Wegen einer Verletzung konnte der Ungar Nagy im Halbfinale nicht gegen ihn antreten.
Auf dem Gelände des Stadions am Zoo erinnert eine Eiche an den Box-Olympiasieger, der am 11. März 1986 in seiner Heimatstadt gestorben ist. Alle Olympiasieger erhielten 1936 bei der Siegerehrung ein Bäumchen, das sie in ihrer Heimat einpflanzen sollten. Die Runge-Eiche steht unterhalb des Boettinger Weges am Rande der Gästekurve im Stadion. Seit 1999 erinnert dort eine Plakette an den Olympiasieger.
Der Krieg verhinderte weitere olympische Erfolge. 1940 wäre Runge im besten Boxer-Alter gewesen. Nach dem Krieg versuchte er sich als Profi, aber mit wechselndem Erfolg. Einen seiner 26 Profikämpfe bestritt er in der Wuppertaler Stadthalle. Ende 1949 hängte er die Boxhandschuhe an den berühmten Nagel. In dem Kompendium „Bergisches Olympiabuch“ von Bernd Hamer ist zu lesen, dass er in Remscheid die Gaststätte „Olympiaklause“ betrieb, bevor er 1976 Mitarbeiter im Fuhlrott-Museum wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einem Altenheim an der Oberen Lichtenplatzer Straße.