Der Schlüssel zum Erfolg ist der Verzicht auf den Schlüssel
Die Firma Beloxx hat Schließsysteme entwickelt, die keine Schlüssel mehr benötigen.
Wuppertal. Wer wagt, gewinnt, heißt es im Volksmund. Und wer sich die Geschichte von Peter Bock und Matthias Blunck anhört, der weiß, dass das durchaus stimmen kann. Denn Bock und Blunck haben gewagt. Mehrfach sogar. Und sie haben gewonnen. Ebenfalls mehrfach.
Ihre gemeinsame Geschichte beginnt vor rund acht Jahren. Bock und Blunck arbeiten damals beide in einem Unternehmen, das mechanische Schließsysteme für Möbel herstellt. Doch irgendwann wollen sie etwas Neues schaffen. „Warum versuchen wir nicht, ein System zu entwickeln, das ganz ohne Schlüssel oder Karten auskommt“, fragen sie sich.
Jahre folgen, in denen sie zwischenzeitlich nichts verdienen, durch die Welt reisen, nur investieren und weltweit alle wichtigen Messen besuchen und Kooperationen schließen. Mittlerweile jedoch werden sie wegen ihrer Innovationen sogar vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit insgesamt rund 250 000 Euro gefördert. Dazu wird ihr Schließsystem im renommierten Häfele-Katalog als Topprodukt angepriesen.
Neben Möbellieferanten interessiert sich derzeit auch eine Justizvollzugsanstalt in Rheinland-Pfalz für das Beloxx-System. Durch abgebrochene oder geklaute Schlüssel gibt die JVA jährlich mehrere tausend Euro für ihre Schränke aus. Auch Gerichte und andere öffentliche Einrichtungen haben ihr Interesse signalisiert.
Einen Markt für ein schlüsselloses Schließsystem wird es sicher geben, dachten sie sich bei der Gründung. „Allein bei IBM in Stuttgart gibt es einen eigenen Hausmeister, der nur dafür da ist, sich um die Schlüssel der 5000 Mitarbeiter und um das Aufbrechen von Schränken zu kümmern“, erklärt Blunck die damaligen Beweggründe. Ihr Wagnis beginnt, sie geben ihre sicheren Jobs auf.
Der Name ist schnell gefunden. Beide Nachnamen beginnen mit „B“, dazu wird der englische Ausdruck „lock“ (zu Deutsch: verschließen) aus optischen Gründen etwas abgewandelt: Schon heißt das Projekt „Beloxx“, das fortan die Leben des Maschinenbautechnikers Bock und des Kaufmanns Blunck bestimmt.
Nachdem die Jungunternehmer die ersten Dummies hergestellt und die ersten Interessenten akquiriert haben, gehen sie mit dem Konzept zu einer Bank. Einige Zeit Überzeugungsarbeit später investieren sie eine siebenstellige Summe in ihr Unternehmen. „Wir hatten die Idee, aber keine Garantie, dass sie funktioniert“, sagt Blunck. Der zweite riskante Schritt im gemeinsamen Berufsleben von Bock und Blunck.
Sie stellen Ingenieure, Softwareentwickler sowie Designer ein und machen sich an die Fertigung. Drei Jahre dauert die Entwicklung der ersten schlüssellosen Schlösser. Dann geht alles ganz schnell. 10 000 Schlösser möchte Beloxx verkaufen. Nach nur einem Jahr sind es durch die Aufnahme in den Katalog des Weltkonzerns Würth, der Befestigungs- und Montagetechnik anbietet, fünfmal so viele.
2008 trennt sich Beloxx von der Unternehmenssparte, die rein mechanische Schlösser entwickelt, verkauft alle Patente und spezialisiert sich auf elektronische Schlösser. Erneut gehen sie ein hohes Risiko ein und setzen alles auf eine Karte.
Seit Anfang des Jahres ist die Produktion nun fertig, seit April liefern sie aus: in 36 Länder. Die Auftragsbücher sind voll. Endlich sind Bock und Blunck zufrieden — vorerst. „Wir haben schon wieder neue Ideen“, sagt Blunck und lacht. Wer wagt, gewinnt.