Parkplatz-Not Hier schlagen sich Autofahrer in Wuppertal um Parkplätze
Wuppertal · Selbstversuch mit kreisende Autos, genervten Anwohnern und schlauen Tricksern – von einer ganz normalen Jagd nach Parkraum in der Südstadt Wuppertals.
Wärst du besser mit dem Rad gefahren. Oder mit der Schwebebahn. Das sind Gedanken, die den Autofahrern durch den Kopf gehen, die das Lenkrad umklammern und denen langsam klar wird, dass es in ihrem Wohnviertel am Abend keinen Parkplatz mehr gibt. Zwischen Gesundheitstraße, Tannenbergstraße und Bahnhofstraße liegt eines dieser Wohnviertel in der Südstadt, in der Parkplätze heiß begehrt sind. Diese Szenen könnten sich genauso auf dem Ölberg oder rund um den Zoo abspielen. Überall in diesen Vierteln wird jeden Abend die Reise nach Jerusalem gespielt. Nur, dass jede Runde mehr als nur ein Platz fehlt und dass die Teilnehmerzahl mit der Zeit nicht abnimmt, sondern steigt.
Taxifahrer Ender Agcicek wohnt in der Südstadt und schaut sich an, wie die immer gleichen Autos langsam um die Blocks fahren. „Ich habe schon gesehen, dass sich zwei Fahrer wegen eines Parkplatzes hier gekloppt haben.“ Sie wollten gleichzeitig in eine Lücke fahren und keiner habe nachgeben wollen. Agcicek spielt nicht mehr mit. Sein Taxi parkt in einem Hinterhof. 35 Euro zahle er für den Stellplatz. Früher habe er für das Parken mehr ausgegeben. Schließlich habe er oft keinen Parkplatz im Viertel erwischt und dann die Parkplätze an der Schwimmoper mit Parkuhr bemüht. Oft seien Knöllchen dazugekommen. „Das hat mich bis zu 60 Euro im Monat gekostet.“
Nicht alle Anwohner können einen Stellplatz ihr Eigen nennen. Michele Bifulco stellt an der Alsenstraße gerade Hausrat auf die Straße. Platz für einen Umzugswagen vor der Tür zu finden gleicht sechs Richtigen im Lotto. „Man muss sich einfach mit Warnblickanlage auf die Straße stellen. Da hat hier auch jeder Verständnis“, sagt er. Mit einem Bewohnerparkausweis habe Bifulco der ewigen Parkplatzsuche entgehen wollen, um damit das Auto gegenüber an der Steinbecker Meile abstellen zu können. „Dafür wohne ich aber in der falschen Straße“, ärgert er sich. Sein Geheimtipp: zur Not trotzdem dort parken. „Wird nicht kontrolliert.“
Ökonomisches Parken
ist Teamarbeit
Die Heimkehrer kreisen weiter. Am größten ist der Ärger, wenn sich der mutmaßliche Parkplatz beim Rangieren als zu eng entpuppt. Ökonomisches Parken ist eben Teamarbeit. Wenn der Vordermann zu viel Platz nach vorne gelassen hat, bleibt am Ende nur ein Dreiviertel-Stellplatz übrig. „Wenn die Leute anständig parken würden, hätten mehr Autos Platz“, sagt Anwohner Dennis Kampmann an der Spichernstraße. Vielleicht entspanne sich die Situation in Zukunft, wenn alle kleinere Elektroautos fahren und dann mehr Fahrzeuge mit weniger Platz auskommen. Ansätze für neue Parkplätze gibt es an der Spichernstraße nämlich nicht. Außer man würde ein paar Bäume fällen. „Grünflächen würde ich aber auf keinen Fall einbüßen wollen“, sagt Kampmann.
„Am Sonntag, wenn in der Stadthalle Veranstaltungen stattfinden, stehen die Autos hier auf dem Bürgersteig“, sagt Taxifahrer Ender Agcicek. Auch Besucher der Schwimmoper und der City suchen sich in dem Viertel gerne einen Parkplatz und erhöhen so den Druck.
Den Schaden hat unter anderem Gudrun Klick. Sie besucht regelmäßig ihre Tochter im Viertel mit dem Auto. „Das ist nervig hier“, sagt sie. Manchmal weiche sie aus und parke auf dem Obi-Parkplatz. Ein Risiko, denn auf dem privaten Parkplatz verteilt nicht die Stadt Knöllchen, sondern das private Unternehmen „fair parken“. Die Strafen kosten 24,90 Euro für alle, die dort ohne gültige Parkscheibe stehen.
Heute hat Klick einen Top-Parkplatz erwischt. Die Lücke wird frei und einer der Autofahrer wird erlöst. Der Puls des Fahrers geht runter, der Motor hört auf zu rattern. Und auch die ältere Dame darf aufatmen, die ihren Kopf aus dem Fenster steckt. Ein Auspuff weniger bläst Abgase in ihr Wohnzimmer.