Wuppertal Wuppertaler Jobcenter muss mit weniger Geld auskommen - Kürzung trifft die Schwächsten

Wuppertaler Verein Alpha muss Ein-Euro-Jobs für Frauen reduzieren und eine Werkstatt schließen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Stoffwechsel“ nennt sich das Frauenprojekt des Wuppertaler Vereins Alpha, das sich an langzeitarbeitslose Frauen wendet. Die textilen Arbeitsfelder sind in Wäscherei, Schneiderei, Verkauf, Verwaltung/Lager-Logistik und Dekowerkstatt aufgeteilt. Aber statt 90 Frauen werden künftig hier nur noch 60 dringend notwendige Schritte in Richtung Arbeitsmarkt unternehmen.

Ein Dutzend großer Träger bietet in Wuppertal Plätze für so genannte Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) an, in der es darum geht, schwer vermittelbare Bezieher von Arbeitslosengeld II über einen geregelten Tagesablauf und einen Beschäftigungsrahmen wieder auf das Berufsleben vorzubereiten. Der Verein Alpha hat sich dabei auf Frauen spezialisiert: Von 282 Plätzen sind 250 von Frauen besetzt, darunter auch viele Migrantinnen und Alleinerziehende.

Die Kürzung um 30 Prozent, direkte Folge der geringeren Bundesmittel für das Wuppertaler Jobcenter, hat auch Folgen für knapp die Hälfte der 60 Honorarkräfte des Vereins in dem Bereich. Sie müssen Stellenkürzungen hinnehmen. „Und wir werden eine Werkstatt schließen“, kündigt Barbara Steins an, im Verein zuständige Fachbereichsleiterin Arbeit & Qualifizierung.

„Wir haben nur zwei Möglichkeiten“, sagt Steins. „Entweder sparen wir an der Qualität oder an den Plätzen.“ Aber die Frauen benötigen eine intensive Unterstützung. Denn die Angebote wenden sich an die Schwächsten, oft mit psychosozialen Problemen und „multiplen Vermittlungshemmnissen“, wie es im Fachjargon heißt. Ihr Entgelt (in Wuppertal 1,70 Euro pro Stunde) wird nicht auf Hartz IV angerechnet; je nach Stelle verdienen sie sich 100 bis 120 Euro im Monat dazu. 40 der 90 „Stoffwechsel“-Stellen sind mit Migrantinnen besetzt.

Dass ihr Projekt von Kürzungen betroffen ist, hat damit zu tun, dass der Bundeshaushalt noch nicht verabschiedet ist. Die Zuschüsse für die Jobcenter basieren noch auf dem Haushaltsentwurf von Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). „Im nächsten Jahr erhalten wir eine Million Euro weniger, aber es sind über 4000 Menschen mehr im System, vor allem Geflüchtete“, sagt Andreas Kletzander, Vorstand für Arbeitsmarkt und Kommunikation des Jobcenters Wuppertal. Blickt man auf die vergangenen zwei Jahre, sind es sogar fast 8000 Personen. Um ihnen Angebote auf dem Niveau dieses Jahres machen zu können, fehlen in Wuppertal 4,5 Millionen Euro.

Die 1400 Arbeitsgelegenheiten in Wuppertal stehen deshalb im Fokus der Kürzungen, weil die Verträge Ende Januar auslaufen. Kletzanders Hoffnung: „Wir gehen davon aus, dass der Bund nachbessert, wenn die Regierung steht.“ Deshalb sei es Ziel des Jobcenters, „dass keine Strukturen wegbrechen“. Wuppertal arbeitet zu 95 Prozent mit lokalen Trägern. „Da tut uns jede Kürzung direkt weh. Aber es ist der Versuch, eine schwierige Zeit zu überbrücken.“