Schule Schüler und Lehramtsstudenten suchen die Herausforderung
Beim Sportprojekt des Kinderhauses Luise Winnacker in der Uni-Halle haben jetzt Haupt- und Förderschüler gemeinsam Spaß.
Die Mattenwand ist eine Herausforderung: Nacheinander nehmen die Jugendlichen Anlauf, um sie im Schwung zu überwinden. So manch einer scheitert erst. Doch sie versuchen es immer wieder und freuen sich, wenn sie es endlich schaffen. Die Wand ist eine der beliebtesten Stationen im Hindernis-Parcours, den sechs Sportstudenten in der Uni-Halle aufgebaut haben.
Über den Schwebebalken, diverse Kästen, das Trampolin und die Mattenwand bewegen sich am Dienstagmorgen rund 50 Kinder und Jugendliche vom Grundschulalter bis zur achten Klasse. Sie kommen einerseits von der Förderschule Helene-Stöcker, andererseits von der Hauptschule Oberbarmen. Förderschullehrer Daniel Frowein sagt erfreut zu dieser gemeinsamen Stunde: „Es klappt.“
Jeweils die Hälfte der Gruppe übt sich in der anderen Hälfte der Halle im Basketballspiel. Und das läuft wegen der unterschiedlichen Körpergrößen nicht ganz so gut, wie die Studenten hinterher feststellen. Auch eine wichtige Erkenntnis. Denn das Angebot für die Schüler ist gleichzeitig ein Lernprojekt für die Studenten.
Schon seit 27 Jahren läuft das Sportprojekt des Kinderhauses Luise Winnacker, bei dem Sportstudenten benachteiligten Kindern Sportstunden in der bestens ausgestatteten Uni-Halle anbieten. So können die Kinder Neues entdecken und die Studierenden praktische Erfahrungen sammeln. Bisher nahmen nur Förderschulen daran teil, jetzt nutzen es Haupt- und Förderschule gemeinsam. Sie sind Kooperationsschulen, der Kontakt werde so gestärkt, sagt Hauptschulleiter Lars Büttgenbach.
Er erklärt zudem: „Die Durchführung der Sporteinheiten durch die Studenten hilft unseren Schülern und Schülerinnen bei der Reifung.“ Die jungen Lehrkräfte seien attraktive Vorbilder für die Schüler und durch die gute Betreuung gebe es schnelle Fortschritte.
Sein Kollege Daniel Frowein freut sich für seine Schüler, dass sie sich in der Uni-Halle austoben können. An der Schule stehe ihnen nur eine Holzbaracke als Turnhalle zur Verfügung, der man ihr Alter ansieht. Dabei hätten viele seiner Schüler einen erhöhten Bewegungsdrang. Daher seien sie „Feuer und Flamme“ für die Sportstunde in der Uni-Halle.
Die Studenten müssen im Parcours kaum eingreifen
Das sind auch die Schüler der Hauptschule, zum Beispiel Melissa (14) und Cahide (13), die zum Beispiel das Trampolin toll finden und sagen: „Hier kann man viel mehr machen.“ Das gefällt auch Hussein (15) und Gardijan (13): „Hier kann man viele verschiedene Sportarten machen“, schwärmen sie.
Die beiden Jungen kommen später extra zurück in die Halle. Denn das sei für längere Zeit ihre letzte Stunde in der Uni-Halle gewesen, erklären sie, daher wollten sie „vielen Dank“ für die tollen Sportstunden sagen. Die Studenten strahlen und Ebru Seyfi (22), die Lehrerin für Sport und Deutsch wird, sagt: „Das sind die Momente, in denen man weiß, warum man das macht.“
Sie erzählt, wie sie einem Mädchen mal ansah, dass es sich schlecht fühlte, weil es kaum Selbstbewusstsein hatte. „Ich habe sie an die Hand genommen“, berichtet sie, dadurch gelang die Übung „und dann lächelte sie“. So etwas sei in diesem Projekt schon eher möglich als im Schulalltag, den sie als Aushilfslehrerin kennt. Dass weder sie als Lehrkräfte noch die Schüler bewertet werden, findet Vanessa Ocken (24), angehende Sonderpädagogin, gut. „Wir können uns hier frei ausprobieren.“ Und hätten zugleich eine gute Rückmeldung.
Denn Wolfgang Limberg, Pädagoge des Kinderhauses, bespricht die Stunde regelmäßig im Anschluss mit den Studierenden. Etwa, dass diesmal der Parcours so gut angenommen wurde, dass die Studenten kaum eingreifen mussten. „Die Wand war der Hammer“, sagt Saskia Moritz (23), angehende Grundschullehrerin für Mathe, Deutsch und Sport. Dass die Gruppen beim Basketball besser kleiner wären, hat Ebru Seyfi festgestellt. „Diese Reflektion ist wichtig“, sagt Stefan Behr, angehender Sport- und Englischlehrer.
Auch Schulleiter Lars Büttgenbach gibt den Nachwuchskräften einen Tipp: Die Beziehung zu den Schülern sei das Wichtigste, dann erreiche man sie auch.