Öffentliche Verkehrsmittel müssen familienfreundlicher werden

Zu: Leserbrief zum Schokoticket, veröffentlicht am 12. September

Bezugnehmend auf den Leserbrief von Christiane von Kuczkowski möchte ich ihre Forderung unterstreichen, die Mobilität von Kindern und Familien bei der Tarifgestaltung in den Blick zu nehmen.

Der ÖPNV ist wohl der einzige Bereich, in dem Kinder und ihre Familien noch nicht als potenzielle Zielgruppe begriffen werden. Dabei könnte viel Autoverkehr vermieden werden, wenn die zahlreichen Fahrten, die im Familienalltag anfallen, alltagstauglich und zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen mit dem ÖPNV zu erledigen wären.

Wenn die Nutzung von Bus und Bahn gegenüber dem Auto jedoch einen so hohen Zeitaufwand, einen unbequemeren Weg und noch dazu höhere Kosten bedeutet, bleiben selbst unter den ideologischen Überzeugungstätern nur diejenigen übrig, die es sich leisten können.

Die Regelung, dass Kinder ab Vollendung des sechsten Lebensjahres ein eigenes Ticket lösen müssen, das Schokoticket jedoch erst für Schüler gilt, führt außerdem zu der absurden Situation, dass mit Vorschulkindern im Schlepptau das eigene Auto in aller Regel günstiger ist.

Kostenfreie Mitnahme

wäre ein sinnvoller Schritt

Mit steigender Anzahl zahlender Mitfahrer verringern sich die Anreize für den ÖPNV. Das Auto kostet für fünf Personen genau so viel wie für eine. Auch die bei Abos inbegriffene kostenfreie Mitnahme von Kindern werktags ab 19 Uhr ist absolut lachhaft. Zu dieser Uhrzeit sind genau die kleinen Kinder mit Begleitungsbedarf nämlich auf dem Weg ins Bett.

Warum handhabt man es nicht wie bei der BahnCard und lässt Kinder bis 14 Jahre im gesamten Geltungszeitraum kostenfrei auf dem Aboticket mitfahren?

Oder die Option lässt sich für einen geringen Betrag von maximal zehn Euro monatlich hinzubuchen. Das übertragbare Ticket ist bereits ein guter Anfang, Partnerkarten und die kostenfreie oder vergünstigte Mitnahme von Kindern wären sinnvolle weitere Schritte. Ich möchte mich Frau von Kuczkowski ausdrücklich anschließen, die schreibt, Kinder sollten lernen, wie „sie sich ökologisch angemessen durch ihre Stadt bewegen“. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.

Das Hänschen steigt allerdings nicht aus dem Elterntaxi und bewegt sich sicher durch den Straßenverkehr, ebenso wenig, wie Hans ganz plötzlich den Öffentlichen  Nahverkehr als Alternative zum eigenen Auto begreift.

Birte Schnurr