100 Tage auf dem Thron: Viel Lob für Felipe VI.
Madrid (dpa) - „Eine erneuerte Monarchie für eine neue Zeit“: So umschrieb Spaniens König Felipe VI. seine Zielsetzung, als er im Juni die Nachfolge seines abgedankten Vaters Juan Carlos antrat.
Er wollte das von Skandalen erschütterte Königshaus wieder zu einer „moralischen Autorität“ und einem „Vorbild an Integrität, Aufrichtigkeit und Transparenz“ machen. An diesem Samstag sind es 100 Tage her, dass der neue Monarch sein Amt antrat, und der 46-Jährige scheint seinem Ziel ein Stück näher gekommen zu sein.
Die Presse zieht eine durchweg positive Bilanz von Felipes ersten 100 Tagen auf dem Thron. Das Königshaus kam aus den Negativschlagzeilen heraus. Die Debatte, ob Spanien die Monarchie abschaffen und eine Republik werden soll, ist weitgehend verstummt. In dieser Woche gab Felipe beim UN-Klimagipfel und in der UN-Vollversammlung ein gelungenes Debüt auf der Bühne der Weltpolitik ab.
Dabei hatte der neue König kein leichtes Erbe angetreten. Die Elefantenjagd des Vaters in Afrika und die Korruptionsaffäre um die Schwester Cristina und den Schwager Iñaki Urdangarin hatten am Ansehen der Monarchie gezehrt. Felipe wusste, dass jeder seiner Schritte genau beobachtet werden würde und er sich keinen Fehler erlauben durfte.
Der spanische König hat nach der Verfassung keine politische Macht. Seine Reden werden in der Regel von der Regierung vorgeschrieben oder gegengelesen. Die Macht des Monarchen beschränkt sich vor allem auf Gesten. Und Felipe machte mit seinen Gesten vom ersten Tag seiner Amtszeit an klar, dass die Ankündigungen in seiner Antrittsrede keine leeren Versprechen sein sollten.
Zusammen mit Königin Letizia (42) mischte er sich häufig unter das Volk und unterhielt sich in entspannter und offener Manier mit den Bürgern. Das Königspaar suchte den Kontakt zur jungen Generation, die der Monarchie eher skeptisch gegenübersteht. Erstmals in der Geschichte des Königshauses lud Felipe Vertreter von Schwulen und Lesben zu einem Empfang ein.
Um zu verhindern, dass ein Skandal wie der um seine Schwester Cristina sich wiederholt, untersagte der König den Mitgliedern seiner Familie, für private Firmen zu arbeiten. Zudem kündigte er an, dass die Finanzen des Königshauses von 2015 an einer externen Prüfung unterzogen werden. Ein Verhaltenskodex soll den Umgang mit Geschenken regeln, die das Königshaus erhält.
Letizia, die bis vor wenigen Monaten in den Umfragen ziemlich schlecht abgeschnitten hatte, erhält nun bessere Noten. Als Königin scheint die frühere Fernsehjournalistin neues Selbstbewusstsein gewonnen zu haben. Als Prinzessin hatte man sie häufig angespannt und zuweilen auch missgelaunt erlebt. Nun wirkt sie gelöster, freundlicher und umgänglicher. „Königin Letizia ist nicht mehr dieselbe wie Prinzessin Letizia“, konstatierte die Zeitung „El País“. Die Monarchin ließ sich mit Bürgern fotografieren, was ihr den Spitznamen „Königin der Selfies“ einbrachte.
Konservative Kreise hielten ihr allerdings vor, es bei dem Streben nach Modernität zuweilen zu weit zu treiben. Als Letizia bei einem Kinobesuch mit Felipe ein gelbes T-Shirt und aufgerissene weiße Jeans trug, löste sie bei den Traditionalisten damit Empörung aus. „Diese Kleidung ist für eine Frau ihres Alters und ihrer Position unangemessen“, mokierte sich der Königshausexperte Jaime Peñafiel.
Der vorige König Juan Carlos (76) ist von der Bildfläche weitgehend verschwunden. Seit dem Thronwechsel trat er nur einmal offiziell in Erscheinung: beim Amtsantritt von Präsident Juan Manuel Santos in Kolumbien. Nach Informationen von „El País“ arbeitet er an der Gründung einer Stiftung. „Er will sich in die Amtsführung seines Sohnes nicht einmischen, aber er möchte auch nicht untätig bleiben“, schrieb das Blatt.
Juan Carlos und die frühere Königin Sofía (75) führen praktisch ein getrenntes Leben. Während der Ex-Monarch sich überwiegend im Zarzuela-Palast aufhält oder sich mit Freunden trifft, macht seine Frau Urlaub auf Mallorca, besucht ihre Verwandten in Griechenland und nimmt an kulturellen oder wohltätigen Veranstaltungen teil. In der italienischen Presse wurde über eine angeblich bevorstehende Scheidung spekuliert. In spanischen Medien wurde diese Mutmaßung eher mit Skepsis aufgenommen. Das Königshaus überging die Gerüchte mit Schweigen.