127 Stunden - Bergsteiger sägt sich den Arm ab
Aron Ralston überlebte nur, weil er sich selbst den Arm amputierte. Nun kommt seine Geschichte ins Kino.
Düsseldorf. Es sollte nur ein Wochenendausflug werden — doch für Aron Ralston wurde es ein fünftägiger Albtraum, der sein Leben verändern sollte. Der 27-Jährige ist in einem einsamen Canyon im US-Bundesstaat Utah unterwegs, eine relativ einfache Wanderung für einen erfahrenen Bergsteiger wie ihn. Doch plötzlich löst sich in einer engen Felsspalte ein riesiger Brocken — und klemmt seinen rechten Arm ein.
Für Ralston beginnt ein dramatischer Kampf ums Überleben. Oscar-Regisseur Danny Boyle („Slumdog Millionär“) hat diese wahre Geschichte in „127 Stunden“ verfilmt, am Donnerstag kommt das packende Werk in die Kinos.
Rückblende: Aron Ralston macht sich am 26. April 2003 auf den Weg durch den Bluejohn Canyon. Er will gerade durch eine Felsspalte klettern, als sich über ihm Gestein löst. Es gelingt ihm noch, den linken Arm zurückzuziehen, doch der rechte wird zwischen einem herabstürzenden Felsbrocken und der Felswand eingequetscht.
„Das Adrenalin schoss durch meinen Körper“, erzählt er in einem Interview. „Es dauerte lange, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte und nicht mehr versuchte, mit meiner Schulter den 400 Kilogramm schweren Stein wegzudrücken.“
Aron Ralston ist ein Gefangener. Und er kann kaum hoffen, dass ihn jemand findet. Sein Handy hat keinen Empfang, zudem hatte er niemandem gesagt, wo er wandern wollte.
Er beginnt, unter unglaublichen Schmerzen seine Möglichkeiten auszuloten. Das Zerstören des Felsblocks mit Hilfe seines Taschenmessers erweist sich als aussichtslos. Danach verbringt er fast zwei Tage mit dem Versuch, den Felsblock mit einem selbst gebastelten Seilzug wegzuziehen. „Aber nie habe ich es geschafft, den Stein auch nur ansatzweise zu bewegen“, erinnert sich Ralston.
Angst und Hoffnungslosigkeit übermannen ihn. Verzweifelt ritzt er seinen Namen und R.I.P. (Rest in peace — Ruhe in Frieden) in den Stein. In seine kleine Videokamera spricht er letzte Botschaften an seine Eltern und gute Freunde und bittet den Finder, sie zu übermitteln.
Am Mittwoch, vier Tage nach dem Unglück, ist sein Wasservorrat fast aufgebraucht. Ihm wird klar, dass er verdursten wird — und er fasst erstmals den Gedanken, seinen Arm zu amputieren. Aber die Klinge seines Taschenmessers ist zu stumpf, sie zerschneidet kaum die Haut. Wieder Verzweiflung.
Erst am Donnerstagmorgen, Tag fünf, kommt ihm die entscheidende Idee: „Nutze die Hebelwirkung des Steins und brich dir den Arm.“ Die Rettung! Durch Überdehnen gelingt es ihm, Elle und Speiche zu brechen. Die Muskeln und Nerven durchtrennt er unter entsetzlichen Schmerzen mit dem Taschenmesser. Es dauert fast eine Stunde, dann ist er frei. „Es war, als würde ich mein Leben zurückbekommen, nachdem ich schon tot war“, sagt Ralston später.
Mit dem abgebundenen Arm in einer Schlinge macht er sich zurück auf den Weg ins Camp. Trotz hohen Blutverlusts schafft er noch einige Kilometer. Dann trifft er auf drei Wanderer, die die Bergrettung rufen.