1700 Anleger um insgesamt 60 Millionen Euro betrogen
Traumrenditen aus Panama
Düsseldorf. Der Tipp kam von ihrem langjährigen Finanzberater. Inge L. (70, Name geändert) sollte 15,5 Prozent Rendite als stille Gesellschafterin der Firma Business Capital Investors (BCI) erhalten. Die Düsseldorferin unterschrieb. Sie habe BCI ihre gesamte Altersversorgung anvertraut, erzählt die einstige Freiberuflerin — 300 000 Euro. Heute lebe sie von einer Minirente.
Andere Geschädigte verschuldeten sich und verpfändeten ihre Häuser, um Geld bei BCI anzulegen, einer Firma mit Sitz in New York und Panama, berichtet die Staatsanwaltschaft.
Mit den vermeintlich lukrativen Anteilen an BCI sollen bundesweit 1700 Anleger um rund 60 Millionen Euro betrogen worden sein. Seit gestern verhandelt das Düsseldorfer Landgericht in diesem Fall gegen zehn Angeklagte im Alter von 39 bis 67 Jahren. Drei von ihnen sitzen seit November 2011 in Untersuchungshaft.
Auf der Anklagebank geben sich die Herren in Anzügen betont gelassen, lutschen Bonbons und zeigen sich immer wieder amüsiert. Inge L. beobachtet sie von den Zuschauerbänken aus. Ihr ist nicht zum Lachen.
Laut Anklageschrift bauten die Beschuldigten ein weit verzweigtes Netz verschiedener Firmen und Konten im In- und Ausland auf. Kunden seien mit Renditeversprechen zwischen 15,5 und in Einzelfällen sogar 100 Prozent gelockt worden — angeblich für Finanzgeschäfte unter der Führung der hochseriösen US-Notenbank Fed.
Doch als die anfänglichen Renditezahlungen ausbleiben und sich Staatsanwälte und Finanzermittler des Falls annehmen, können sie überhaupt keine renditeträchtigen Geschäfte feststellen. Sie stoßen vielmehr auf ein klassisches Schneeballsystem.
In der Schweiz ist ein Parallelverfahren mit weiteren Geschädigten anhängig. Dort sind 13 Millionen Euro eingefroren. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft konnte außerdem eine Luxusjacht beschlagnahmen, die in einem Hafen der Karibikinsel Curaçao dümpelt. Der Rest des Geldes ist für die Ermittler unauffindbar.
Neben den anfänglichen Ausschüttungen sei das Geld in Provisionen versickert und an die Beschuldigten geflossen. Als „Präsident“ der BCI fungierte ein 55-jähriger Kanadier, der der Verhandlung fernblieb. Er könne sich die Kosten für Pass und Reise nicht leisten, ließ er über Anwälte mitteilen. Sein Fall wurde daraufhin vom Gericht abgetrennt.
Vor knapp einem Jahr waren 120 Ermittler zu einer großangelegten Razzia in mehreren Ländern ausgerückt. Zuvor hatten sie ein Jahr lang die Telefone zahlreicher Verdächtiger abgehört.
Ob Inge L. von ihrem Geld etwas wiedersieht, wird nicht im Strafprozess entschieden. Sie muss ihre Ansprüche gegen die Verantwortlichen selbst einklagen. Red