18,9 Grad: Offiziell wärmster Heiligabend in Deutschland
Berlin (dpa) - Heiligabend im Biergarten, sonnenbaden in München oder sogar schwimmen im Chiemsee. Die Rekordwärme hat vor allem im Süden und Südwesten des Landes den Menschen einen überraschenden Hauch Frühling geschenkt.
Der mediterrane Zauber war jedoch am Ersten Weihnachtsfeiertag schon wieder verschwunden. Die Temperaturen sanken, in einigen Regionen regnete es, im Norden herrschte Matschwetter. Die Wassermassen ließen vor allem den Rhein weiter anschwellen und Hochwasser drohte.
Mit Macht war der Frühling an Heiligabend über Bayern und Baden-Württemberg hereingebrochen. Rasch waren die Temperaturen zweistellig und dann stand fest: So warm war es an einem 24. Dezember in Deutschland noch nie. In Freiburg maß der Deutsche Wetterdienst (DWD) den Rekordwert von 18,9 Grad. In der Münchner Innenstadt wurden an einer Wetterstation der Universität gar 20,7 Grad erreicht. Da es keine DWD-Station ist, gilt der Wert aber nicht als offizieller Rekord.
Dank der Wärme machte sich in Bayerns Landeshauptstadt kurzzeitig mediterranes Flair breit und der Blitz-Frühling zu Weihnachten brachte viele Münchner ins Schwitzen. Die meisten entledigten sich schnell ihrer Jacken und Mäntel, plötzlich waren überalle bleiche Arme im T-Shirt zu sehen. Cabriofahrer drehten ihre Flanier-Runden, Straßencafés waren gut besucht, im Englischen Garten spielten Sonnenhungrige Frisbee, auf den Bänken im Seehaus-Biergarten war kaum noch ein Sitzplatz in der Sonne frei. Die Frühlingsgefühle machten einige wagemutig: So wurden sogar Badende im Chiemsee gesichtet.
Einen Temperaturrekord gab es dem DWD zufolge mit 2,3 Grad auch auf der Zugspitze. Bisher war es auf Deutschlands höchstem Berg (2962 Meter) mit 2,2 Grad am 29. Dezember 1963 am wärmsten gewesen.
Nach dem warmen Heiligabend erlebt der Süden Deutschlands auch einen extrem milden Ersten Weihnachtstag. In der Münchener Innenstadt stieg die Temperatur bis Dienstagmittag auf 12,8 Grad, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Der DWD in Offenbach erwartete Temperaturen von 17 Grad im Südosten, wo die Sonne scheint, bis 7 Grad im Nordosten des Landes.
In Köln war an Heiligabend frühlingshaftes Vogelgezwitscher zu hören. Am Dienstag blieben die meisten Leute trotz der hohen Temperaturen lieber drinnen, denn an Rhein und Ruhr herrschte trübes Regenwetter.
In Berlin und Potsdam waren am Ersten Weihnachtstag Jogger in kurzen Hosen und entspannte Spaziergänger zu sehen. Das für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Wetter verbreitete selbst dort einen Hauch von Frühling. Nach Angaben des DWD war der Erste Weihnachtstag 2012 mit Temperaturen zwischen 12,5 Grad (Berlin) und 13,8 Grad (Brandenburg) der wärmste in der Region seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1893.
Die Norddeutschen konnten von frühlingshaften Temperaturen jedoch nur träumen. Lediglich der Schnee schmolz und im Norden mussten die Menschen am Dienstag im „Schmuddelwetter“ unter grauem Himmel ihren Weihnachtsspaziergang machen. An den Stränden von Nord- und Ostsee waren im Vergleich zu anderen Jahren weniger Menschen unterwegs.
Das warme Wetter und Regenfälle brachten dem Rhein Hochwasser. In Baden-Württemberg konnte am Dienstag allerdings die Schifffahrt auf dem Rhein zwischen Iffezheim und Germersheim in Rheinland Pfalz wieder freigegeben werden. Von Speyer bis nach Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen sei die Schifffahrt allerdings eingeschränkt, teilte das Hochwassermeldezentrum in Mainz am Dienstag mit.
Rheinabwärts blieb am ersten Weihnachtstag der Pegel nahezu unverändert. In Köln lag er am Morgen bei 7,62 Meter, am Mittag bei 7,60 Meter. In den nächsten Tagen könnte das Wasser aber wieder steigen, die Aussichten sind regnerisch.