Klimaerwärmung 2016 bricht als drittes Jahr in Folge den Temperaturrekord

Washington/Genf/Potsdam (dpa) - Das Jahr 2016 hat als drittes Jahr in Folge den globalen Temperaturrekord gebrochen. 2016 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1880 gewesen, teilten mehrere Behörden und Organisationen mit.

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Damit habe 2016 den bisherigen Rekordhalter 2015 übertroffen, der wiederum 2014 übertroffen hatte. „Ein einziges warmes Jahr ist eine Art Kuriosum“, sagte Deke Arndt von der US-Klimabehörde NOAA. „Aber der Trend und die Tatsache, dass wir jetzt jedes Jahr an die Decke stoßen, das zeigt, dass wir wirklich große Veränderungen durchmachen.“

Die weltweite Durchschnittstemperatur habe etwa 1,1 Grad über der der vorindustriellen Zeit gelegen, hieß es von der Weltwetterorganisation in Genf. Nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA lagen die Durchschnittstemperaturen über Land- und Ozeanflächen um 0,94 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 13,9 Grad Celsius - und übertrafen damit die Durchschnittstemperaturen von 2015 um 0,04 Grad. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa, die ihre Daten in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der NOAA bekanntgab, hat für 2016 Durchschnittstemperaturen von 0,99 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts gemessen. Die Zahlen unterscheiden sich leicht, weil jede Behörde oder Organisation mit anderen Mess- und Berechnungsmethoden arbeitet.

Der Klimaalarm sei jedoch lauter denn je, da sind sich alle einig. „Niemand, auch nicht der neue US-Präsident, kann die Konsequenz aus diesen Zahlen leugnen“,sagte Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. „Wir brauchen einen raschen und politisch gesteuerten Kohleausstieg bis spätestens 2030.“

„Momentan sind wir schon nahe an der 1,5-Grad-Linie“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber. Nach dem Pariser Klimaabkommen soll die Erderwärmung auf 2 Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad begrenzt werden. Ein halbes Grad könne bereits einen großen Unterschied machen und bedeutende Kipp-Prozesse in Gang setzen, etwa den Verlust der Korallenriffe.

Bei 2 Grad Erwärmung könnte auch der Kipp-Punkt für das Grönlandeis bereits erreicht sein, und ein über Tausende Jahre anhaltendes Schmelzen anstoßen. „Jüngste Studien haben gezeigt, dass auch der Golfstrom, der Wärme nach Europa bringt, empfindlicher sein könnte als gedacht“, sagte Schellnhuber. In 20 bis 30 Jahren könnte das arktische Meereis im Sommer völlig verschwunden sein - mit vielleicht unumkehrbaren Folgen nicht nur für Eisbären und Fische.

„Die Extreme nehmen zu. Mit der wärmeren Arktis bauen sich Hochdrucklagen auf, die im Winter Kaltluft zu uns leiten“, betonte Schellnhuber. „Das könnte, trotz globaler Erwärmung, bei uns zu Kälteeinbrüchen führen, wie wir sie auch in diesem Winter bereits zweimal gesehen haben.“

In den kommenden Jahren könne es weltweit aber auch insgesamt wieder ein wenig kühler werden. Die weltweite Erwärmung steige wie Treppenstufen, die unterschiedlich hoch sind und sogar auch mal ein Jahr nach unten gehen können, sagte Schellnhuber. „Auf Dauer aber geht es unerbittlich weiter Richtung Heißzeit.“ Die treppenartige Erhöhung liege auch an Klimaschwankungen wie El Niño und La Niña. „Derzeit laufen wir in eine abkühlende La-Niña-Phase. Wie kurz oder lang diese Episode dauern wird, ist aber noch unklar. Unter Umständen zeichnet sich schon recht bald das nächste El-Niño-Ereignis ab.“

Für Deutschland war 2016 nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit einer Mitteltemperatur von 9,5 Grad Celsius wieder ein sehr warmes Jahr, jedoch nicht das wärmste. Die gleiche Mitteltemperatur wurde auch in den Jahren 1934, 1989, 1990, 1999, 2006 und 2008 erreicht, die nun zusammen mit 2016 die Plätze 8 bis 14 bei den Wärme-Jahren belegen, sagte DWD-Sprecher Gerhard Lux. Acht der zehn wärmsten gemessenen Jahre gab es seit Beginn des 21. Jahrhunderts.