Blutbad hinter Gittern 28 Tote bei Bandenkämpfen in mexikanischem Gefängnis

Acapulco (dpa) - Bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis in Mexiko sind 28 Häftlinge ums Leben gekommen. Drei weitere wurden bei der Auseinandersetzung in der Haftanstalt im Badeort Acapulco verletzt, wie die Sicherheitsbehörden des Bundesstaats Guerrero mitteilten.

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Fünf der Opfer wurden demnach geköpft. In dem Gefängnis sitzen zahlreiche Schwerverbrecher mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen ein.

Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Kämpfe seien zwischen inhaftierten Mitgliedern des Unabhängigen Kartells von Acapulco und der Beltrán-Leyva-Bande ausgebrochen. „Wir haben hier ein großes Problem mit dem Drogenhandel“, sagte der Sprecher der Sicherheitsbehörden, Roberto Álvarez Heredia, der Deutschen Presse-Agentur. „Diesmal ist es innerhalb eines Gefängnisses geschehen. Wir verurteilen den Vorfall und werden ihn konsequent aufklären.“

Die Polizei habe das Gefängnis mittlerweile wieder unter Kontrolle gebracht, sagte er. Im Fernsehen war zu sehen, wie Polizisten mit Schutzausrüstung in das Gefängnis Las Cruces vordrangen. Hubschrauber kreisten über der Haftanstalt, Soldaten riegelten das Gelände ab. Die Namen der Todesopfer wurden vor dem Eingang des Gefängnisses laut vorgelesen. Viele Familienangehörige brachen in Tränen aus.

Mit jährlich 113 Morden je 100 000 Einwohnern ist Acapulco die zweitgefährlichste Stadt der Welt außerhalb von Kriegsgebieten. Im Kampf um die Vorherrschaft in dem einst mondänen Urlaubsort haben die kriminellen Banden Acapulco in ein Schlachtfeld verwandelt. Erbittert wird um jeden Straßenzug gekämpft. Aus Angst kommen immer weniger Urlauber an die Stadt an der Pazifikküste.

In mexikanischen Gefängnissen kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Erst Anfang Juni wurden bei einem Polizeieinsatz in einer Haftanstalt im Bundesstaats Tamaulipas sieben Menschen getötet. Anfang vergangenen Jahres kamen bei Kämpfen zwischen zwei Fraktionen des Verbrechersyndikats Los Zetas in einem Gefängnis in Monterrey 49 Menschen ums Leben.

Die mexikanische Unterwelt ist im Umbruch. Nach der Festnahme oder Tötung mächtiger Kartellbosse tobt in einigen Verbrechersyndikaten ein blutiger Kampf um die Nachfolge. Außerdem mischen immer mehr kleinere Banden bei Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Benzindiebstahl mit.

Erst am Mittwoch waren bei Gefechten zwischen rivalisierenden Drogenkartellen im Bundesstaat Chihuahua 15 Menschen ums Leben gekommen. Am Wochenende wurden bei einer Schießerei zwischen Kriminellen und Sicherheitskräften in Sinaloa 19 Menschen getötet.

In den vergangenen Monaten haben die internen Verteilungskämpfe eine beispiellose Gewaltwelle ausgelöst. Allein im Mai wurden nach Angaben des Amts für öffentliche Sicherheit 2186 Menschen getötet. Das war der höchste Wert seit Beginn der systematischen Erhebung vor 20 Jahren. Seit Jahresbeginn wurden 9916 Menschen getötet, 29,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2016. Zum Vergleich: In Deutschland wurden im gesamten vergangenen Jahr 876 Menschen Opfer von Mord und Totschlag.