31 Tote bei Flugzeugabsturz in Sibirien
Moskau (dpa) - Tragödie in Sibirien: Beim Absturz eines russischen Passagierflugzeugs rund 2000 Kilometer östlich von Moskau sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen.
Nach dem Aufprall nahe der Stadt Tjumen zerschellte die zweimotorige Turboprop-Maschine der Gesellschaft Utair mit insgesamt 43 Menschen an Bord und ging in Flammen auf. Zwölf Insassen des rund 20 Jahre alten Flugzeugs vom Typ ATR-72 überlebten das Unglück schwer verletzt, wie am Montag das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte. Drei Opfer wurden in eine Spezialklinik in die Hauptstadt geflogen.
Die Staatsanwaltschaft gehe von einem technischen Versagen oder einem Pilotenfehler aus, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin. Die Agentur Interfax zitierte einen namentlich nicht genannten Ermittler mit den Worten, vermutlich sei das Flugzeug nicht genügend enteist worden. Die Flugschreiber kamen zur Auswertung nach Moskau. Kremlchef Dmitri Medwedew forderte rasche Hilfe für die Verletzten und die Angehörigen der Toten.
Die Maschine mit der Flugnummer 120 habe rund vier Minuten nach dem Start vom Flughafen Roschtschino an Höhe verloren, sagte Markin. Sie sei gegen 7.50 Uhr Ortszeit (3.50 Uhr MESZ) bei eisiger Kälte in unbewohntem Gebiet abgestürzt.
Der Zustand der Verletzten sei lebensbedrohlich, hieß es. Die Maschine war auf dem Weg von Tjumen in die sibirische Stadt Surgut. Mehrere Manager des Ölkonzerns Surgutneftegas seien bei dem Unglück ums Leben gekommen, teilte das Unternehmen mit. Staatsmedien zeigten Bilder der Trümmer in der Nähe des Flughafens. Zum Zeitpunkt des Absturzes habe es starken Wind und Niederschlag gegeben, berichteten Anwohner im Radiosender Echo Moskwy. Die Maschine war bei etwa 0 Grad Celsius gestartet.
An Bord waren 39 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder, wie Utair mitteilte. Unter den Toten sind auch die beiden erst 27 und 24 Jahre alten Piloten sowie zwei weitere Crew-Mitglieder. Die Überlebenden erlitten meist Brandwunden, Gehirnerschütterungen und Knochenbrüche. Ursprünglich sollten 40 Passagiere an Bord sein, allerdings hatte ein Vater von drei Kindern seinen Flug kurz vorher umgebucht.
Im größten Land der Welt kommt es wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften immer wieder zu Katastrophen im Flugverkehr. Viele Maschinen gelten als veraltet. Utair ist mit mehr als 13 000 Beschäftigten eine der größten Fluglinien in Russland und steuert auch westliche Ziele an, darunter Hannover und München. Die Gesellschaft mit Sitz in der sibirischen Stadt Chanty-Mansijsk sagte den Familien der Opfer umgerechnet je 50 000 Euro Schmerzensgeld zu.
Utair hat laut Moskauer Medien als einzige große russische Gesellschaft mehrere ATR-Flugzeuge im Bestand. Es war demnach der erste Absturz einer Maschine des französisch-italienischen Herstellers in Russland. Das Web-Portal „aviation-safety.net“ listet 14 Zwischenfälle mit ATR-72-Maschinen seit 1994 auf.
Vom selben Flughafen wurde unterdessen ein weiterer Zwischenfall gemeldet. Der Pilot einer Boeing-747, die ebenfalls zu Utair gehört, brach wegen technischer Probleme den Start ab. Die Passagiere wurden mit einer Maschine vom Typ Tupolew Tu-154 nach Moskau geflogen.
Zuletzt war in Russland Anfang September 2011 beim Absturz eines Flugzeugs vom Typ Jak-42 das Eishockeyteam Lokomotive Jaroslawl ums Leben gekommen. Laut Untersuchungsbericht ging das Unglück mit 44 Toten auf Fehler eines Piloten und der Besatzung zurück.