Abgetrennte Hand angenäht
Bremer Ärzte retteten sie in einer 16-stündigen Operation. Drei Wochen danach kann er schon wieder seine Finger bewegen.
Bremen. Um das Handgelenk von Thomas Wedemeyer zieht sich eine breite, blutverkrustete Narbe. In seinem Handrücken stecken zwei Drähte. Sie sollen den Knochen in seinem Gelenk stabilisieren. Vor knapp drei Wochen hatte der 37-Jährige aus dem Ort Heeslingen (Kreis Rotenburg) einen schrecklichen Arbeitsunfall: Die Tür einer Luftschleuse zerquetschte seine rechte Hand und trennte sie ab. Ein Hubschrauber flog den Schwerverletzten ins Bremer Klinikum-Mitte, wo ihm Ärzte in einer 16-stündigen Operation die Hand wieder annähten.
Heute kann Wedemeyer schon wieder leicht mit den Fingern wackeln. "Er wird sicherlich nicht mehr das Gefühl wie vorher bekommen, aber er wird eine funktionierende Hand haben", sagt Prof. Can Cedidi. Seit zwei Jahren leitet er die Klinik für Rekonstruktive Chirurgie. Fünf Hände haben er und seine Kollegen seitdem retransplantiert. In Deutschland seien es jährlich fünf bis zehn, schätzt Cedidi.
Die Ärzte gehen davon aus, dass Wedemeyer in etwa sechs Wochen wieder Dinge mit der Hand greifen und sogar schreiben kann. Seine Fingerspitzen kann er noch nicht spüren - was aber völlig normal sei, beruhigen die Ärzte. Trotzdem: Nach der Operation war Wedemeyer einfach nur glücklich, dass die Hand überhaupt noch dran war. "Ich habe fest damit gerechnet, dass sie weg ist, wenn ich wieder aufwache."
Dabei war der 22. Oktober eigentlich wie jeder andere Arbeitstag in der Molkerei verlaufen. Kurz vor Feierabend wollte Wedemeyer noch die Luftschleuse für das Milchpulver reinigen. "Das habe ich ungefähr tausendmal schon gemacht."
Doch diesmal schloss sich dabei plötzlich die Schleuse und trennte Wedemeyers Hand vollständig ab. Er schrie vor Schmerzen, bis ihn ein Kollege schließlich befreite. Dann ging alles ganz schnell: Innerhalb weniger Minuten war der Rettungswagen da, kurz darauf der Hubschrauber.
"Man hat ein Zeitfenster von wenigen Stunden, um Amputationen wieder anzunähen", erklärt Cedidi. Für die Chirurgen bedeute die Operation 16 Stunden Schwerstarbeit: Sie nähten nach und nach zwei Arterien, 25Sehnen, drei große Nerven und drei Venen im Gelenk zusammen. "Man ist so auf Adrenalin, man merkt die Zeit nicht", beschreibt Oberärztin Siri Hollenberg die Anspannung im OP.
Für den Patienten fängt die Arbeit jetzt erst an. Wedemeyer muss über Monate täglich zur Krankengymnastik. Er ist zuversichtlich: "Ich möchte so schnell wie möglich ins Leben zurückkehren und wieder arbeiten."