Abschied: Knut-Fans trauern im Zoo
Der kleine Eisbär verzückte Millionen Menschen und wurde weltberühmt. Sein früher Tod löst Entsetzen und viele Fragen aus.
Berlin. „Tschüss Knut!“ steht in Kinderschrift auf vielen Zetteln am Eingang zum Zoo Berlin. Plüsch-Knuts liegen am Gitter. Die Nachricht vom plötzlichen Tod des berühmten Eisbären hat viele Fans schockiert, Hunderte sind am Sonntag zum Kondolenzbesuch in den Zoo gekommen. Am nun leeren Bärenfelsen weinten einige, andere legten Rosen mit schwarzem Trauerflor ab.
Dramatische Szenen spielten sich am Samstag kurz nach 15 Uhr ab: Die Sonne schien. Zunächst lachten einige noch, weil sie dachten, Knut tanze. Der Eisbär zuckte kurz auf, drehte sich im Kreis. Dann brach er zusammen, stürzte ins Wasser und war tot. Er wurde nur vier Jahre alt.
Augenzeugen berichteten betroffen: Kinder schrien auf, entsetzte Eltern führten sie zur Seite. Der Zoo sperrte das Gelände. Bären-Betreuer Heiner Klös sagte: „Es war furchtbar, aber ich wusste sofort, dass hier nichts mehr zu machen war.“ Nun soll eine Obduktion Klarheit über die Ursache des plötzlichen Todes bringen.
Das kurze Leben Knuts glich einem Märchen, war voller Freude und Leid. Von seiner Mutter verstoßen, war der kleine Eisbär liebevoll von Tierpfleger Thomas Dörflein aufgezogen worden. Auch dieser starb unerwartet: Mit 44 Jahren erlag er im September 2008 einem Herzinfarkt.
810 Gramm wog der winzige Eisbär bei seiner Geburt am 5. Dezember 2006. Dörflein brachte ihn mit der Flasche durch, sang ihn mit Elvis-Presley-Melodien auf der Gitarre in den Schlaf.
Dann der 23. März 2007: Die Weltpremiere des schneeweißen, knuddeligen Knuts, der als Symbol für eine durch den Klimawandel bedrohte Art die Herzen der Menschen eroberte. Die Kassen klingelten: „Knut tut gut“ auf T-Shirts, Knut als Plüschtier, in einer Fernsehreihe, auf einer Briefmarke — Knut war auf Geschenktischen allgegenwärtig. Elf Millionen Menschen besuchten Knut im Zoo, der an ihm allein sieben Millionen Euro verdiente.
Als Knut größer und stärker wurde, musste sich Dörflein von ihm trennen. Knuts Leben ging ohne ihn weiter. Nun belustigten die Erlebnisse mit seiner ersten Freundin, Gianna aus München, die Menschen. Beide turtelten wochenlang auf dem Bärenfelsen.
Viele träumten von Knut-Babys. Doch es kam anders: Als Gianna in ihren Heimatzoo zurück musste, fand der Berliner Zoo keine glückliche Lösung. Knut verbrachte die letzten Monate als gerade vierjähriger Bär in der Gesellschaft von drei alten Eisbärendamen. Das Trio isolierte ihn, ließ ihm auf dem riesigen Bärenfelsen kaum Platz. „Mobbing gegen Knut“ hieß es in Schlagzeilen.
Die Tierrechtsorganisation Peta sieht die Schuld am frühen Tod beim Zoo. Er habe Knut „tier- und artwidrig“ gehalten, insbesondere die Zusammenführung mit den drei Bärinnen habe nicht gut gehen können. Mehrere Organisationen forderten ein Ende der Eisbären-Haltung in Zoos.