Abwicklung der Odenwaldschule beginnt
Heppenheim (dpa) - In der südhessischen Odenwaldschule hat die Abwicklung von Privatschule und Internat begonnen. Auf dem Schulgelände in Ober-Hambach protestierten Schüler, Eltern und Lehrer gegen die Schließung der mehr als 100 Jahre alten Reformschule.
„Die OSO ist unser Zuhause“, hieß es auf Plakaten, „Was haben wir Schüler falsch gemacht?“ oder „Wir wollen nicht die Letzten sein“. Es sei keine Demonstration der Schule, sagte OSO-Sprecher Metz. Schüler und Eltern wollten „ihre Traurigkeit zum Ausdruck bringen, ihrer Erschütterung Luft machen und der Öffentlichkeit mitteilen, was ihnen die Schule bedeutet und was ihnen verloren geht.“
In einem Statement der Schülerschaft hieß es: Es gehe nicht um die „Abwicklung“ eines insolventen Unternehmens, „sondern auch um die Schicksale, Hoffnungen und Zukunftsperspektiven von 143 Kindern und Jugendlichen“. Die Schüler hofften, dass sich jemand finde, der bereit sei, die Schule noch zu retten.
„Wir wollen die Vergangenheit unserer Schule nicht vergessen, denn dies wäre unverzeihlich. Doch warum müssen wir die Leidtragenden für die Fehler anderer in der Vergangenheit sein?“, hieß es in der Mitteilung der Schüler.
2010 war ein jahrelang vertuschter sexueller Missbrauch von Lehrern an mindestens 132 Schülern bekanntgeworden. In der Folge sanken die Schülerzahlen, immer mehr Geldgeber zogen sich zurück. Am Wochenende gab der Trägerverein das Aus für die Reformschule bekannt.
Der Vize-Landrat des Kreises Bergstraße, Matthias Schimpf (Grüne), sagte, knapp zwei Dutzend Jugendliche seien von Jugendämtern in Obhut genommen und an der OSO untergebracht gewesen. Für sie müsse eine neue Unterkunft gefunden werden. „Wir müssen schauen, dass keiner durchs Netz fällt.“
Ab Dienstag bietet der Kreis für alle Eltern und Schüler eine Beratung an. Eltern sollen Hilfe finden bei der Suche nach einer neuen Schule; Schüler sollen „auch seelisch“ unterstützt werden, sagte Schimpf. Für die Betroffenen sei das „eine fatale Situation, einfach bitter“.