„Die Menschen in Nepal sind auf sich allein gestellt“
Der Remscheider Peter Schorn engagiert sich in Nepal. Auch jetzt hält er Kontakt und bekommt bedrückende Einblicke in die Lage vor Ort.
Düsseldorf. Seit dem verheerenden Erdbeben in Nepal mit mehr als 3900 Toten wartet Peter Schorn auf Nachrichten aus dem Land, in dem sich der Remscheider seit vielen Jahren engagiert. Erst vor 14 Tagen ist er von seiner letzten Kathmandu-Reise zurückgekehrt. Nun hofft er jeden Tag auf Nachrichten von den Menschen, die ihm dort ans Herz gewachsen sind, und mit denen er vor so kurzer Zeit noch zusammengesessen hat.
Vor allem in Naikap, einem Stadtteil Kathmandus, kennt Schorn viele Familien. Sie sind es auch, die ihm in den vergangenen Tagen immer wieder Nachrichten per SMS oder Facebook zukommen ließen. „Es gibt keinen Strom“, „Wir schlafen auf offenem Feld“, ist in diesen Zeilen zu lesen. Aber auch: „Danke für deine Sorge und Liebe für uns.“
Handys werden an Autobatterien aufgeladen
Der 63-Jährige ist froh, dass er überhaupt Informationen aus dem Erdbeben-Gebiet bekommt und es zumindest zwei seiner Bekannten offenbar immer wieder gelingt, ihre Mobiltelefone aufzuladen — an Autobatterien, wie er inzwischen erfahren hat. „Nach allem was wir bisher wissen, sind in Naikap 49 Menschen ums Leben gekommen. Aber es ist keines unserer Kinder darunter“, sagt der gelernte Sozialarbeiter.
„Unsere Kinder“, das meint die mehr als 1200 jungen Menschen, die in Naikap in die „Bright Future School“ gehen. Deren Neubau hat Schorn gemeinsam mit seinem Verein Freundeskreis Nepal finanziert. Entstanden ist ein gewaltiger Bau über sechs Etagen. Und eine Art neues Stadtteilzentrum, das die Menschen zusammengeschweißt hat. „Ich bin optimistisch, dass dieser Zusammenhalt auch jetzt besteht“, hoff Schorn. Denn eines stünde fest: „Die Menschen sind auf sich allein gestellt. Es gibt kaum staatliche Infrastruktur, die jetzt anlaufen könnte. Einzig das Militär verfügt über eine stabile Organisation. Doch das ist derzeit laut Nachrichten eher in den Bergregionen unterwegs.“
Wie es in Naikap weitergeht, ist seit dem Beben genau so offen wie die Frage, wann überhaupt an Aufbauhilfe zu denken ist. „Die Schule steht, aber sie ist schwer beschädigt. Es sind Wände eingefallen und wir wissen nicht, ob das Grundgerüst beschädigt wurde.“ „Wir können nichts tun.“ Peter Schorn Zu einer Schule im Bergdorf Karthali, die der Verein ebenfalls unterstützt, gab es bislang noch keinen Kontakt. „Wir hörten von schweren Zerstörungen, aber das ist nicht gesichert“, sagt der Remscheider, der am liebsten sofort helfen würde. „Doch wir können nichts tun. Von uns aus können wir keinen Kontakt zu den Menschen dort herstellen.“