ADAC-Präsident fliegt im Rettungshubschrauber

München (dpa) - Wieder neue Vorwürfe gegen den ADAC: Autoclub-Präsident Peter Meyer hat Hubschrauber der ADAC-Luftrettung genutzt, um zu Veranstaltungen zu reisen. Der ADAC bestätigte entsprechende Informationen des „Stern“.

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„Laut ADAC-Statuten darf das Präsidium in begründeten Ausnahmefällen Reservemaschinen der Luftrettung nutzen“, sagte ADAC-Sprecher Christian Garrels am Freitag in München. Dies sei nur für offizielle ADAC-Termine geschehen. „Es wurde in keinem Fall ein Hubschrauber zu privaten Zwecken genutzt“, sagte der Sprecher.

Der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), rief den ADAC zu „höchster Transparenz“ auf. Auch wenn solche Flüge möglicherweise rechtlich nicht zu beanstanden seien, aus moralischer Sicht seien die Vorgänge bedenklich, sagte er dem „Handelsblatt Online“ (Freitag). Der Club steht in der Kritik, seit Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ bekannt wurden.

Grünen-Politikerin Renate Künast, Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherausschusses, sprach sich für einen Führungswechsel beim ADAC aus. „Kunden und Mitglieder haben ein Recht darauf, dass ein anderes Management aufgebaut wird“, sagte sie der „Stuttgarter Zeitung“ (Samstag) und kritisierte auch die Dienstflüge. „Rettungshubschrauber sollen Menschenleben retten und nicht einem Präsidenten ein angenehmes Arbeitsleben bereiten“, sagte sie. „Die gemeinnützige Luftrettung ist doch kein Reisebüro.“

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte dem Sender n-tv: „Es kommen Dinge zutage, die zeigen, dass der ADAC in seiner Struktur sehr intransparent ist, dass diese Struktur merkwürdig ist und sie überhaupt nicht mehr in unsere Zeit passt.“

ADAC-Sprecher Garrels sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Das alles ist abgerechnet und belegbar und schwarz auf weiß in unseren Statuten geregelt“. Die Luftrettung GmbH stelle solche Flüge dem ADAC e.V. in Rechnung. Dies sei auch günstiger, als Hubschrauber von einem Dritten anzumieten. Den Angaben zufolge wurden die Flüge kostendeckend abgerechnet.

Es habe rund 30 solcher Flüge von Präsidiumsmitgliedern in den vergangenen zehn Jahren gegeben. „Wir haben 51 Hubschrauber und 36 Stationen - die 15 Resthubschrauber sind für Spitzenbelastungszeiten oder in der Wartung, sie werden auch verchartert an andere bei Sportgroßveranstaltungen wie Ski-Wettbewerbe und dürfen auch von Präsidiumsmitgliedern genutzt werden.“

Wegen solcher Flüge habe niemals ein Helikopter in der Luftrettung gefehlt, ergänzte ADAC-Sprecher Jürgen Grieving. Der ADAC stelle zum Beispiel auch dem Autoclub ÖAMTC in Österreich bei Bedarf einen Hubschrauber zur Verfügung.

Die Münchner Staatsanwaltschaft prüft, ob bei den Flügen ein strafrechtlich relevanter Sachverhalt vorliegt. „Wir beziehen den Sachverhalt in die laufende Vorprüfung mit ein“, sagte ein Sprecher der Zeitung „Die Welt“ (Samstag). Die Staatsanwaltschaft war für eine Bestätigung zunächst nicht zu erreichen.

Wie das Magazin auf seiner Onlineseite „stern.de“ berichtet, war der ADAC-Präsident am 27. Juni 2003 mit einem „gelben Engel der Lüfte“ erst zum Hamburger Hafen zum „Tag der Verkehrssicherheit“, dann nach Wolfsburg zu einer Tagung der Kfz-Sachverständigen und schließlich von dort weiter geflogen. Der Hubschrauber sei dabei jeweils abseits von Flughäfen gelandet. Der ADAC hatte dies auch schon dem „Stern“ bestätigt und betont, der Flug sei vom Verein bezahlt worden und für die Landung habe eine Ausnahmegenehmigung vorgelegen.

Das Bundesverkehrsministerium will sich nicht in die Aufklärung der Vorwürfe gegen den ADAC einschalten. „Das ist ein Problem, das der ADAC hausintern lösen und klären muss“, sagte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Berlin. Der Club sei „ja nicht eine Behörde von uns“. Sie sei sicher, dass das Interesse beim ADAC selbst stark sei, die Vorgänge aufzuklären.

Der Autoclub verstehe die Luftrettung als eine seiner wichtigsten Kernleistungen und habe dieses auch in seiner Satzung verankert, heißt es auf der ADAC-Homepage. 2012 kam die Hubschrauber-Flotte auf mehr als 49 000 Rettungseinsätze, dabei wurden nach Angaben des Verbands fast 45 000 Patienten versorgt. Die Hälfte der Einsätze entfiel demnach auf internistische Notfälle, etwa jeder zehnte Einsatz betreffe Verkehrsunfälle.

Der Automobilclub steht seit Tagen in der Kritik, nachdem bekanntwurde, dass der inzwischen ausgeschiedene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter beim Preis „Lieblingsauto der Deutschen“ die Zahlen geschönt hatte. Die ADAC-Führung hatte betont, von den Vorgängen nichts gewusst zu haben.

Der ADAC wies Kritik an seiner Pannenstatistik erneut zurück. „Wenn wir in jedem Jahr bei dieser Pannenstatistik bis zu 200 000 Pannen auswerten, dann gibt es da durchaus ein statistisch einwandfreies Bild“, sagte ADAC-Sprecher Klaus Reindl am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. In die Statistik gehen nur Pannen von Mitgliedern ein, die sich über die ADAC-Hotline melden.