Aggressivität im Straßenverkehr: Das Auto wird zur Tatwaffe

Düsseldorf (dpa) - Bis zu ein Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle auf deutschen Straßen geht laut Fachleuten auf aggressives Verhalten von Autofahrern zurück.

Nach dem Eindruck von Verkehrspolizisten nehme das Problem generell zu, sagte Michael Mertens, Verkehrsexperte der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW.

Als Kennzeichen für aggressives Verhalten am Lenkrad gelten Rechtsüberholen, zu dichtes Auffahren, Drängeln, Schneiden oder eine deutliche Geschwindigkeitsübertretung. „Auch wenn es keine harten Zahlen gibt, ist die Entwicklung besorgniserregend“, sagte Mertens.

Jeder Autofahrer sei schon einmal Opfer von Dränglern gewesen. „Viele waren aber auch schon mal selber Täter“, meinte Mertens. Die Gewerkschaft behandelt das Thema unter der Überschrift „Tatwaffe Auto“ am kommenden Donnerstag bei einer Fachtagung mit Verkehrspolizisten und Fachleuten in Düsseldorf.

Dabei geht es auch um spezielle Fahrer-Typen, die zu hitzigem und gefährlichem Verhalten am Steuer neigen. Dazu zählen mittelalte Männer, die beruflich viel unterwegs sind und starke Autos fahren. Als anfällig gelten auch jüngere Fahrer, deren aggressives Verhalten aus fehlender Selbstsicherheit herrühre.

Zudem schafft die zunehmende Verkehrsdichte auf den Straßen ein hohes Frustrationspotenzial: „Es gibt mehr Leute, die von A nach B wollen und dabei gestört werden“, meinte Mertens. Nach Ansicht der GdP sollten die Strafen für aggressive Fahrer erhöht werden. „Es reicht nicht, Radarfallen aufzustellen“, meinte Mertens.

Mehr Kontrollen seien nötig. Die Beweisführung per Video sei aber aufwendig. Ein Unfalldatenschreiber, der - ähnlich wie ein Flugschreiber - Kerndaten wie Tempo oder Lenkbewegungen aufzeichnet, könne die Analyse erleichtern. Die Gewerkschaft tritt auch für ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen ein.